Pompeji: Die erinnerung an Leben

Wie eingefroren in der Zeit liegen die Straßen, Plätze, Häuser Pompeji’s vor uns. Von den Gebäuden sind bloß noch Gerippe übrig; die oberen Stockwerke längst verschwunden, eingebrochen unter dem Gewicht einer meterdicken Ascheschicht, welche die Stadt über Jahrhunderte bedeckte. In einem für mich schwer vorstellbaren Horror zerstörten Naturgewalten vor knapp 2.000 Jahren diese Stadt und alle, die sich in ihr befanden. Einfach fort. Plötzlich.

Wie wir so durch die uralten Straßen Pompeji’s gehen ist aber überraschenderweise nicht die Katastrophe und der tausendfache Tod, den sie brachte, die sich mir beim Anblick der Ruinen aufdrängt. Vielmehr ist es… Leben. 

Das Leben, das einst hier so herrschte und blühte. Als sei es erst gestern gewesen: Die zahlreichen Imbissstuben, wo die Menschen einkehrten. Die Geschäfte der Handwerker und Händler. Die Bäder. Das Forum. Die vielen prächtigen Stadthäusern mit ihren kleinen Innengärten uns Salons mit wunderbar bunten Fresken an den Wänden, die oft noch einen kurzen Einblick auf den Alltag dieser Welt bieten. Als wären die Bewohnerinnen und Bewohner dieser Häuser erst gestern – hastig – aufgebrochen. Die meisten der Gebäude haben ihren Putz längst verloren, stehen nackt in ihrem Backsteinäußeren da. Doch dort, wo der Putz erhalten blieb, ist häufig in Latein noch Graffiti zu finden – Wahlwerbung, in vielen Fällen… 

Ich staune. Pompeji liegt bezaubernd: Die Sonne glitzert auf den sanften Wellen des Golfs von Neapel. In der Ferne ragen schneebedeckte Bergketten empor. Und dann sind da die sanften Hänge des Vesuv’s, der so viel kleiner ist als ich mir vorgestellt hatte. Ein hübscher Berg mit lichten Wäldern. Dass so unglaubliche Zerstörungskraft in ihm schlummert ist kaum zu fassen. So mag es wohl auch den Menschen vor Jahrtausenden gegangen sein…

Pompeji erlaubt einen flüchtigen Blick auf das Leben in dieser längst vergangenen Welt der Antike. Es sind nicht die Monumente und Tempel, Theater und Arenen, die hier staunen lassen – es sind die Häuser, das Alltägliche, welche die Vergangenheit mit einem Schlag ins Heute holen. Es drängt sich das Offensichtliche auf: So anders waren diese Menschen mit ihren Ängsten, Sorgen, Freuden, mit ihren Familien, Sünden und Leidenschaften nicht. 

Wenige Schritte jenseits dieser alten Mauern entfernt ist das moderne Pompeji mit seinem kleinen Vorortbahnhof. Der Zug bringt uns zurück nach Neapel. Links glitzert der Golf, rechts erstrecken sich Wohnviertel, Industrieanlagen, Straßen… und darüber erhebt sich der Vesuv.

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