Heute will ich wandern. Die Pyrenäen sind mein Ziel, diese verlockende Gebirgskette zwischen Frankreich und Spanien. Doch so wie gedacht mag der Tag dann doch nicht laufen…
In der Früh nehme ich von Toulouse aus den Zug in die Berge. In der Kleinstadt Foix steige ich aus. Ein Fluss, ein paar Gassen und eine trutzige Burg auf einem Hügel. Diese hatten einst die Katharer errichtet, die sich vom 12. bis 13. Jahrhundert gegen die katholische Kirche stellten. Spoiler: Das ging nicht gut aus…



Landschaftlich ist das hier noch nicht so top, wie erhofft. Also steige ich in den nächsten Zug, der sich zu meinem gesteigerten Vergnügen ein wunderbares Tal entlang bewegt. Hohe, sonnengegerbte Gipfel mit lichten Wäldern an ihren Hängen erheben sich links und rechts. Etwa eine Stunde dauert die Fahrt bis kurz vor die Grenze zu Andorra.

Ein Weg führt hoch zu einem See, den möchte ich gehen. In der Planung hatte mich bereits irritiert, wie wenig Wanderrouten in den Pyrenäen ich finde, die mit Bahn oder Bus erreichbar sind. Als Münchner ist man anderes gewohnt. Vielleicht auch verwöhnt. Geistesabwesend vergewissere ich mich nochmals nach den Rückfahrzeiten. Erst am Aushang und zur Sicherheit nochmal in der App der französischen Bahn.
Scheiße.
Ab Nachmittag wird auf der Strecke gestreikt. Der letzte Zug von hier aus fährt 12:50 Uhr. Viel zu früh. Was soll das? Meine erste Idee ist das Tal eben bis zum nächsten Bahnhof hinunter zu wandern. Als ich 20 Minuten später zwischen dichtem Gestrüpp stehe, kaum weiterkomme, und einige hundert Meter neben mir die Landstraße dröhnt, gebe ich den Gedanken auf. So schlage ich Zeit bis zum nächsten Zug tot. Toll.
Bis in den kleinen Kurort Ax-les-Thermes fahre ich dann. Von hier aus sollen auch noch gegen später Züge zurück nach Toulouse gehen. Hier verzweifle ich erstmal ein wenig daran, dass ich die anfangs beschilderten Rundwege dann doch nicht finde. Schließlich gehe ich eben nur zu einem kleinen, doch ganz pittoresk gelegenen Stausee. Kucke da auf die Gipfel und wende einige Kraft auf, mich nicht darüber zu ärgern, dass dieser Wandertag aber auch so überhaupt nicht laufen mag. Wie gerne hätte ich die wild-romantische Berglandschaft der Pyrenäen erlebt. Ohne Auto wird das hier allerdings nix. Da bist du aufgeschmissen. Ich kapitulieren. Leider.



Die Sonne steht mittlerweile tief, das Licht ist golden. Auf dem Dorfplatz stecke ich meine Füße in ein Bassin mit leicht schwefeligen Thermalwasser. Neben mir schnatternde Rentner. Dann nehme ich den Zug nach Toulouse.
Ich mag mich nicht ärgern, dass ich von dieser Bergwelt dann eben so gut wie überhaupt nichts gesehen habe. Nächstes Mal dann eben mit Auto.
/
Echt Schade, dass Du so einen Pech hattest mit den Verkehrsanbindungen in den Pyrenäen, aber es kam dann doch wohl auch mit einem dummen Gefüge aus wenig Tagen zur Verfügung und Streik zusammen.
Ich kenne selbst auch nur Wanderungen in den Pyrenäen mit PKW-Anfahrt.
Ich wünsche Dir, dass es beim nächsten Mal besser klappt, Aber der Artikel gibt troztdem Lust auf die schönen Pyrenäen
Hallo Yasmine,
ja, war an dem Tag einfach doof. Am Abend zuvor hatte ich mich noch mit einer Bekannten in Toulouse getroffen – und die sah mich auch arg verdutzt an, als ich eröffnete, ich wolle mit der Bahn in die Berge. Das war ihr noch gar nicht in den Sinn gekommen. In dieser Gedankenrichtung scheint auch der öffentliche Verkehr in der Region (nicht-)ausgerichtet zu sein. ;)
Nennen wir das mal eine „Marktlücke“, denn die Pyrenäen – bzw. das wenige was ich davon sah – sind schon malerisch schön…