Blick übers kristallblaue Meer. Der Weg hierher – nach Mahahual – zog sich. In Tulum hatten wir nicht bleiben wollen. Mit dem Bus ging es in Richtung Süden, stundenlang an tiefgrünen tropischen Wäldern vorbei. Kaum ein Dorf und kaum ein Haus ließen sich blicken. Nun sind wir hier und schauen auf das glitzernde Wasser. An einem Riff ein gutes Stück vom Strand entfernt brechen die Wellen.


Wir sitzen am Strand und trinken Mojitos, philosophieren über die Welt, was man halt so macht. Das tiefe Blau des Himmels verschwindet, der Sonnenuntergang im Westen lässt die Wolkenberge über der Karibik erglühen: In Rot, Gold, Rosa – ein Spektakel!
Kaum ist die Sonne fort, melden sich die Moskitos. Es wird lästig. Wir brechen auf und gehen in ein nahes Fisch-Lokal. Dort bestelle ich Hühnchen, was auch sonst? Das Restaurant wirkt urig, der Service nett. Als wir gegen 21:30 Uhr zahlen liegt der Ort plötzlich wie verlassen da. Fast alle Bars und Cafés in Mahahual haben bereits geschlossen.
Morgens um 4 Uhr wache ich auf. Ich liege in meinem Stockbett im Schlafsaal. Vielleicht ist es der Jetlag, vielleicht die Tatsache, dass ich langsam zu alt für diesen Hostel-Scheiß werde. Wobei keiner stört, alles ist ruhig. Kurz vor 7 Uhr stehe ich auf, ziehe mich leise an und gehe die paar Schritte zum Strand hinunter. Dort beginnt ein Feuerwerk: Die Sonne steigt langsam empor, ein Spiel an Farben explodiert am Himmel, jede Sekunde übertrumpft sich mit mehr Schönheit…



Daniel geht heute tauchen. Derweil spaziere ich ein Stück die Küstenstraße entlang, hinaus aus dem Ort mit seinen Restaurants, Bars und den Tauchschulen. Ich komme an einigen kleinen Hotels vorbei, keiner dieser Kolosse wie in Cancun, einfache Zeltplätze und Bauruinen. Die Strände hier werden schnell ungepflegt. In den den angeschwemmten Algenteppichen sammelt sich Plastikmüll. So mache ich kehrt.


Mahahual hat sich mittlerweile gefüllt. Aus zwei Kreuzfahrtschiffen ergießen sich die Touristen über den kleinen Ort, bevölkern die Strandpromenade und die Lokale. Fliegende Händler bieten ihre Kitsch-Waren feil. Eine Weile liege ich im goldenen Sand und versuche den Zirkus auszublenden, was schwer fällt.
Das Boot mit den Tauchern kommt zurück. Daniel ist begeistert, ging es doch hinaus an den Rand des Riffs – eines der größten und artenreichsten auf der Nordhalbkugel. Ein wenig beneide ich ihn, dass er diese Welt zu sehen bekommt, die mir wohl in diesem Leben verschlossen bleiben wird.
In einem Café direkt am Wasser essen wir zu Mittag. Die Menschenmassen werden schon deutlich weniger; eines der dicken Boote ist bereits verschwunden. Der Ort fällt wieder in seligen Schlummer.
Süßes Nichtstun an der Lagune von Bacalar
Wir fahren weiter nach Bacalar. Die Stadt mit ihrer alten spanischen Festung liegt etwas abseits der Küste. Der Busfahrer rast wie ein Irrer, meint jedenfalls Daniel. Kaum dass ich sitze falle ich in tiefen Schlaf.
Den nächsten Tag wandern wir durch den sympathischen Ort. Der Platz im Zentrum ist umringt von Cafés und Restaurants, wo wir Pasta und Pizza essen. In den Bäumen veranstalten unzählige Vögel nach Einbruch der Dunkelheit ein gewaltiges Konzert.



Doch die Hauptattraktion ist die Lagune: gut 60 Kilometer lang, kaum mehr als ein Kilometer weit und nicht viel tiefer als bis zur Hüfte – eine riesige, in allen Blautönen schimmernde Badewanne. Zwischen Schilf liegen wir auf einem Stückchen Gras am Wasser, genießen die Ruhe. Bacalar ist touristisch, klar, aber sehr entspannt, kein Trubel. Der Kopf wird frei. Süßes Nichtstun. Gerne möchte ich bleiben, doch in Mexiko bleibt noch so viel zu entdecken… am nächsten Tag geht es weiter in den Dschungel.
Herrliche Bilder und wieder deine anschauliche, aber so schön persönliche Beschreibung.
Vielen lieben Dank :)