Schnell verlieben wir uns an diesem Tag. Hier, in diese kleine ruhige Insel, Lipari mit Namen, und vor Siziliens Küste gelegen. Für heute haben wir zu Viert einen Mietwagen genommen. Ein altersschwaches Fiat Punto Cabriolet mit über 110.000 Kilometern auf dem Tacho und mit so vielen Dellen und Kratzern wie ein alter Mann Falten. Herrlich.
Einmal um diese Insel wollten wir. Der erste Stopp ist etwas außerhalb von Canneto – diesem Ort, wo wir für zwei Nächte eine Ferienwohnung genommen haben – ein kleiner Strand. Von der Küstenstraße laufen wir ein Stück bergab. Ein paar Jungs richten die Strandbar her, noch ist es hier ruhig. Ich döse in der Sonne und bekomme eine Spur zu viel Farbe. Zwischen dem Kies und den Steinen funkeln immer dunkel Stücke von Obsidian. Einfach so.

Weiter: Die Straße führt vorbei an verlassenen Steinbrüchen und einsamen, dahinrostenden Industrieanlagen, die einen fast romantischen Charme verspüren. Zu unserer Rechten liegt blau, still und endlos das Meer. Wir erreichen den verschlafenen Ort Aquacalda. Auf der kleinen Terrasse eines netten Lokals mit noch netteren Kellnern essen wir ein leichtes Mittagessen. Salina, eine der Nachbarinseln, ist von hier aus ganz nah.
Über die Küstenstraße gelangen wir vorbei an zahlreichen noch leerstehenden Ferienhäusern den Höhepunkt: Auf dem Gipfel eines Berges finden wir eine kleine, hübsch hergerichtete Kirche und drumherum einen fantastischen, blödsinnig-umwerfenden Ausblick über grüne Hänge, das weite Meer und die hoch aufragenden Nachbarinseln mit ihrer Handvoll weiß getünchter Dörfchen. In der Ferne raucht der Stromboli. Andernorts stünde hier wohl Reisebus an Reisebus und unzählige Pärchen würden für Instagram posieren. Doch an diesem Ort sind wir völlig alleine. Es ist perfekt.


Während wir weiter Lipari umrunden, halten wir vergeblich nach einer Eisdiele oder einem Café Ausschau.
Ein weiterer irrsinnig schöner Aussichtspunkt: Mit steilabfallenden Klippen, tief unten links liegt ein einsamer Strand, davor eine elegante, weiß-schimmernde Yacht, und im Hintergrund erhebt sich die sanft ansteigende doch auf mich leicht bedrohlich wirkende Insel Vulcano, die zurecht ihren Namen zu tragen scheint. Am Kraterrand dort erkennen wir qualmende Gesteinsfelder…

Die Ruinen einer römischen Therme hatte ich mir noch eingebildet sehen zu wollen. Eine langgezogene, einsame Serpentinenstraße führt hinab zu einem großen, gelben Herrenhaus, aus dem Stimmen von Bauarbeitern dringen. Ein alter Mann, der dort neben seinem klapprigen Auto im Schatten wartet, sieht seine Gelegenheit gekommen und beginnt sehr schwer verständlich uns irgendwas zu erzählen – was er will, können wir nicht sagen. Geld verdienen, vermutlich. Nur wie?



Ein Fußweg führt zur Küste, wo die Römer einst gebadet haben sollen. Die Sonne knall vom Himmel und wir entscheiden uns dagegen weiterzugehen – was mich zu meinem eigenen Erstaunen nicht stört. Zurück geht es auf die Hauptstraße, die uns in das Städtchen Lipari bringt, dem Hauptort der Insel.

Dort spazierten wir bereits gestern durch die Gassen, hinauf zur Zitadelle, die schon vor 5.000 bewohnt war. In einem Café direkt an der quirligen, von Autos befreiten Hauptstraße tranken wir ein, zwei, drei Gläser Wein und bekamen dazu üppig Snacks bis hin zu Pizza-Stückchen gereicht.
Jetzt fahren wir zurück nach Canneto, geben unser liebgewonnenes Cabrio zurück. Zum Abschluss ein Eis. Welch ein Tag, welch eine Insel, gerne blieb ich länger.
Ein gutes Zeichen.
So gelangt Ihr nach Lipari:
Vom sizilianischen Fährhafen Milazzo aus verkehren mehrmals täglich Fähren nach Lipari und zu den anderen Liparischen bzw. Äolischen Inseln wie Stromboli oder Vulcano. In der Hochsaison gibt es auch Verbindungen von Messina her.
Du hast mit diesem Beitrag schöne Erinnerungen geweckt. Wir gelangten (im Jahr 2000) von Deutschland aus so nach Lipari: Mit der Bahn nach Neapel, dann mit dem Aliscafo (Tragflügelboot) nach Lipari (oder den anderen Inseln des Archipels). Die Liparischen Inseln sind einen Besuch (und einen längeren Urlaub) wert!
Das ist auch eine tolle Route! Über die Bahn hatten wir ebenfalls nachgedacht – man kommt überraschend gut mit dem Nachtzug nach Rom und dann weiter. Hat uns am Ende für einen 10-tägigen Urlaub halt doch zu lange gedauert. Aber irgendwann möchte ich das schon gerne machen. Und gerne auch länger auf diesen traumhaften Inseln bleiben. :)
Die äolischen Inseln, wie schön, da muss ich gleich mal mehr schauen. Ich liebe Stromboli