Syrakus: Antike Schatten

Es schüttet als wir das Auto auf einem Parkplatz unweit des Bahnhofes von Syrakus abstellen. In einem unscheinbaren Café schlagen wir bei Granita und Espresso Zeit tot, in der Hoffnung, dass der Regen demnächst nachlässt. Immer wieder sollte es den Nachmittag über von oben herunterkommen.

Als es kurz trocken ist, trauen wir uns raus auf den Weg in die Altstadt. Syrakus ist alt. Heute zählt die Stadt etwas über 100.000 Menschen – in den Zeiten von Göttern, Helden und Philosophen sollen es um die halbe Millionen gewesen sein. Eine antike Metropole, mit ihrem Platz in der Bibel, und Wirkungsstätte des Archimedes. An den Mauern scheiterte das zu stolze Heer der Athener. Die Römer hatten später mehr Erfolg. 

 

Brücke in die Altstadt von SyrakusBunte Blumen vor Fenster in SyrakusBlaue Wäsche zum Trocknen in SyrakusBrunnen mit Pferdeskulpturen in Syrakus

 

Syrakus wirkt heute gemächlicher. Vielleicht liegt’s auch am Wetter. Wir lassen uns durch das Gewirr der Altstadt-Gassen treiben, staunen, träumen, und mich erinnert das ein wenig an Venedig, bloß mit weniger Touristen und nur einem einzigen Kanal, der die Altstadt-Halbinsel von der Neustadt trenn. Wobei „Neustadt“ auch so ein schönes Wort ist: diese neue Stadt gibt es auch bereits seit über 2.000 Jahren.

Es regnet wieder. Also lass ich mich dazu überreden, dass wir die Kathedrale besuchen. Dass wir hierfür Eintritt zahlen müssen, selbst wenn’s nur ein paar Euro sind, steigert meine Laune nicht – doch sehr schnell bin ich sehr kleinlaut: Dicke griechische Säulen durchziehen das Kirchenschiff. Bevor die Christen hier einzogen war dies seit 480 vor Christus der Tempel der Göttin Athene. Die antiken Säulen stützen noch heute den Bau.  

 

Der Platz vor der Kathedrale von SyrakusIn der Kathedrale von Syrakus mit griechischen SäulenDie Kathedrale von Syrakus von Außen

 

Es klart auf, eine Weile stehen wir an der nahen Uferpromenade und blicken auf’s blaue Meer. In meinem Kopf sehe ich von Horizont zu Horizont griechische Schiffe vor dem Hafen liegen. Was muss das einst für eine Stadt gewesen sein! Wobei mir das heutige Syrakus ja auch recht gut gefällt…

 

Der alte Hafen von SyrakusIn den Gassen von SyrakusTöpfe mit Palmen in einer Gasse von SyrakusKleine Blumenkiste an einem Bauzaun in Syrakus

 

Am Abend stirbt Ödipus. Neben hunderten von Schülern sitzen wir im griechischen Theater. Es ist noch schön geworden, von Regen keine Spur. Während die Sonne untergeht, sich der Himmel tiefrot verfärbt und langsam die Sterne am dunklen Firmament auftauchen, lauschen wir den Worten des greisen Ödipus und seiner Tochter Ariadne. Welch ein Gedanke: schon vor 2.500 Jahren verfolgten Zuschauer diese Tragödie an diesem Ort. In so eine lange Geschichte reihen wir uns ein; die Schauspieler sprechen heute Italienisch – ich trage Kopfhörer und verfolge das Stück in englischer Übersetzung. Einige amerikanische Touristen sind ebenfalls da, wie wir hören können. Der ganze Abend ist traumhaft, Ödipus ist tot und so recht wissen wir auch nicht, ob er nun Schurke oder Opfer des Schicksals war. Vielleicht sind wir wie er gleichsam beides…

 

Im Theater von SyrakusÖdipus im Theater von Syrakus bei Dämmerung

 

Mehr Zeit hätten wir für Syrakus mitbringen können – vom Zauber dieser Stadt gab es erstmal nur eine Kostprobe. Doch morgen geht es weiter, raus auf’s Meer, hinüber auf Inseln aus Feuer, wo einst Götter lebten. Diese Welt lässt mich träumen.

 

Warum sich ein Besuch in Syrakus außerdem so lohnt, das lest ihr unter anderem beim Stern.

 

Ein Kommentar zu „Syrakus: Antike Schatten

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