Auf Wanderung vom Timmendorfer Strand nach Travemünde…
Eine angenehme Brise weht vom Meer; ich stehe im gleißend-weißen Sand. Sanft schwappen die Wellen heran und die Strandkörbe sind fein säuberlich in akkuraten Reihen aufgestellt. Durchatmen, frei machen. Neben mir posen ein paar Mädchen für Instagram.
Nur kurz bin ich im Wasser. Zurück auf der hübschen, frisch gemachten Promenade sehe ich, dass ich für den Strand hätte Kurtaxe zahlen sollen. Keine fünf Minuten war ich drauf. Mein schlechtes Gewissen hält sich folglich in Grenzen. Doch nun bleibe ich eben auf der Promenade und spaziere weiter. Von Lübeck aus bin ich heute zum Timmendorfer Strand gefahren. Mein Blick geht raus auf die Ostsee: Es ist ein herrlicher, sonniger Hochsommertag. Das Wetter macht dem Mittelmeer Konkurrenz, mir gefällt’s.
Ich komme an einem netten, kleinen Fischerhafen vorbei. Marktstände verkaufen dort allerlei Meerestier und Nippes für die Touristen. Das Ufer erscheint ab hier wilder und steiler. Kurtaxe gibt’s hier nicht mehr. Ich finde den Höhenweg oberhalb der kalkweißen Klippen. Fahrradfahrer kommen mir entgegen, auf einer benachbarten Wiese grasen Kühe. Und immer wieder dieser Blick in die Ferne…
Am Rande eines Golfplatzes erinnert eine Stele an die, die hier vor der Küste ihre letzte Ruhe fanden. Hier pausiere ich, blicke wieder auf’s Meer – sattsehen kann ich mich nicht. Ein lichtes Wäldchen spendet Schatten und dann komme ich nach Travemünde.
Auch hier ist die Promenade frisch gemacht, der Kurpark zu meiner Rechten ist gepflegt – und am Ende des Weges erhebt sich der wenig schmuckhafte Zacken des Maritim-Hotels. Ein Hochhaus. Travemünde versprüht den Charme des alten Westdeutschlands mit ZDF-Vorabendserien, Derrick, Helmut Kohl und Damen mit Dauerwelle und Pelzmänteln. Doch man tut was. Der Strand ist schön und das Meer tiefblau. An einem Kiosk esse ich gute Currywurst – die zwei älteren Männer hinter dem Tresen sind nordisch-freundlich und so recht kann ich nicht sagen, ob sie nicht ein Paar sind, so vertraut gehen sie miteinander um.
Und wieder dieser Blick auf’s Meer… Ich nähere mich dem eigentlich Ort an der Mündung des Flusses Trave. Ein altes Segelschiff liegt am anderen Flussufer, eine blau-gestrichene Fähre aus Finnland fährt ein. Ein Riesenrad dreht seine Runden, die Wege sind voll, auf einer Wiese stehen zig Buden für Schnaps, Bier und Gegrilltem. Es ist Seemanns-Shanty-Festival. Ich kann nicht wegschauen, obwohl ich es kräftig versuche. Auf mehreren Bühne stehen dutzende grauhaarige Männer in eng-spannenden Matrosen-Leibchen und singen mit viel Leidenschaft ihre Seemannslieder. In einem scheint es um eine afrikanische Prostituierte aus St. Pauli zu gehen, wie mir scheint. Traditionelle Volksmusik klingt im Süden Deutschlands anders…
Zur Erholung kehre ich in einem Café ein; bestelle Eisteer mit einer Kugel Zitroneneis. Die Sonne brennt weiter. Es ist wunderschön. Ich sollte öfters an die Ostsee.
Was für wunderschöne Bilder 😍
Dankeschön für dein nettes Kompliment :)