Kolonialer Charme sieht anders aus, denke ich mir noch als wir auf einem großen Hinterhof abseits der Straße parken. 10 Dollar will der Parkwächter. Na gut. Den Mietwagen stellen wir im Schatten eines großen Baumes ab. Dieser ist auch die bevorzugte Adresse von unzähligen Vögeln, wie wir später anhand ihrer Hinterlassenschaften auf Motorhaube und Windschutzscheibe bemerken dürfen.
St. Augustine im Norden Floridas ist heute unser Ziel. Die älteste Stadt der Vereinigten Staaten, so heißt es. Die Spanier waren es einst, die diesen Ort einst gründeten. Seeräuber, Engländer und schließlich die Amerikaner selbst plünderten ihn in den folgenden Jahrhunderten mehrmals und mit viel Elan. Vor einer Veranda eines einfachen, zweistöckigen Hauses hängt die spanische Fahne herab.
Eine lange, enge Fußgängerzone bildet die Altstadt. Die Gebäude sind überraschend einfach. Der Eindruck drängt sich auf, dass die Spanier ganz froh waren, irgendwann St. Augustine los geworden zu sein. Reichtümer waren in der sumpfigen Kolonie Florida dem Anschein nach nicht zu holen.
Lokale, Souvenirläden, Tattoo-Salons und Cafés reihen sich aneinander. Schilder an den Fassaden berichten von längst toten Persönlichkeiten und sollen wohl Historizität vermitteln. Ich bin überraschend unbegeistert von diesem Städtchen. Kolonialer Charme sieht wirklich anders aus – der Gedanke drängt sich noch mal auf, als gerade eine dieser auf Lokomotive-getrimmten Touristenzüge vorbeituckert. Mir langt’s hier. Der Plan war gewesen, zwei, drei Stunden durch die Stadt zu spazieren und dann in einem hübschen Lokal zu Abend zu essen. Nach 45 Minuten sind wir mit St. Augustine fertig und gelangweilt. Wir holen das vollgeschissene Auto und verabschieden uns.
…und dann kommen wir an den Strand
Um diese Geschichte auf eine positive Note zu beenden: Wir besuchen noch den Strand von St. Augustine, der nicht mehr als eine breite Sandbank ist, jenseits einer ruhigen Lagune. Es ist Januar, der Wind bläst höllisch kalt; der Himmel ist kristallblau.
Laut krachen die Wellen des Atlantiks an den Strand. Ein paar Menschen gehen spazieren; Möwen sitzen sich nicht stören lassend im Sand. Es ist schön. Der Blick schweift über den Atlantik. So endlos erscheint dieser Ozean… Irgendwo weit, weit, weit hinter dem Horizont liegen Europa und Afrika. Ein Gedanke, so absurd, angesichts dieser Weite, dieser Offenheit und dieser Schönheit.
Ich habe eine Träne im Auge. Sicherlich der Wind, denke ich, und gehe weiter am Meer entlang….
Schöne Bilder, begleitet von Worten, die einen mitnehmen, sogar in die Emotion.
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