Im Dorf den Hang hinauf fände heute ein großes Fest statt, meint Cristina, die junge Sizilianerin, die uns mit viel Elan das Ferienhaus zeigt, in dem wir die nächste Nächte verbringen werden. Im Garten glitzert ein Pool und in der Ferne liegt das Meer. Wir bedanken uns, trinken zuerst Bier und weil wir an unserem ersten Tag auf Sizilien ja nichts besseres vorhaben, machen wir uns bei Dämmerung auf den Weg zu diesem Fest.
Die Straße hoch nach Trecastagni, wie das Örtchen heißt, zieht sich. Hunde kläffen hinter den meterhohen Mauern der Villen. Links erhebt sich auf einem Hügel die Kirche, die wir ansteuern. Rechts verbirgt sich hinter einem dichten Kleid aus Wolken der mächtige Ätna. Lavagestein türmt sich an der Straße auf.
Das Fest, das heute zu Christi Himmelfahrt gefeiert wird, ist kunterbunt – wortwörtlich: Die Plätze und Straßen des Ortes sind mit verzierten Bögen geschmückt, die abends in zig farbigen Lichtern leuchten. Überall Menschen, die meisten gut gelaunt. Vor den Kirchen Warteschlangen. Wir spazieren die vollgestopfte Hauptstraße entlang. Marktstand an Marktstand reiht sich hier einander – viel Nippes, billiges Plastikspielzeug, Käse, Autopolitur, Gemüses. Ein Buchhändler sitzt etwas teilnahmslos neben seiner Ware, zu der – wie ich bemerke – auch eine Ausgabe von „Mein Kampf“ zahlt… wir gehen weiter.
Schließlich stolpern wir über eine Marienprozession. Auf einem gewaltigen Aufbau stehen weißbekleidete Priester um eine Madonnenstatue. Eltern reichen ihre Kinder empor; die Priester nehmen die kleinen Jungen und Mädchen und lassen sie kurz die Madonna berühren. Ob das die Kinder ebenso wollen wie ihre Erzeuger und die Geistlichkeit, kann ich nicht sagen. Zu weit stehen wir weg. Einen halben Meter bewegt sich die Prozession; dann mehr Kinder. Wir warten darauf, dass etwas passiert. Doch uns wird fad und Hunger haben wir auch.
Zu der für Sizilien viel zu frühen Zeit von 19:30 Uhr wollen wir etwas essen. Der Tag war lang, um 4 Uhr verließ ich das Haus. In einem Lokal am Hauptplatz von Trecastagni werden wir willkommen geheißen, bekommen hier Pizza, Pasta und Wein. Gesättigt und leicht beschwingt geht’s nun durch die bei Nacht strahlenden Gassen. Die Klänge von Verdi führen uns zu einer weiteren kleinen Kirche, vor der ein Jugendorchester spielt. Alles ist bunt, wir sind leicht angetrunken… und nun noch mehr gespannt, was Sizilien in den nächsten 10 Tagen alles bieten wird…
Herrliche abwechslungsreiche Fotos alle, und was für eine inhaltliche Mischung an Weltbildern, mannomann!
Danke dir! :D Freut mich riesig, wenn meine Berichte gut ankommen. :)