Unerschrocken schwimmen mehrere Leute im Meer. Es ist Anfang März und das Wasser saukalt. Das scheint diese Männer und Frauen an dem viel zu schmalen Stadtstrand von Athen nicht zu stören.
Etwas weiter sitzen alte Männer bei Schach und Tavli, dem griechischen Backgammon, zusammen. Am Fährhafen von Piräus, von wo aus große Schiffe zu Inseln wie Naxos, Mykonos oder Kreta aufbrechen, versucht so mancher sein Angelglück.
Erneut fahren wir in die Athener Innenstadt. Zuerst mit der Tram am Meer entlang, dann mit der U-Bahn vom Fußballstadion aus hinüber zum Monastiraki-Platz. Wir spazieren durch die bunten Straßen der Stadt. Paradox: Athen ist uralt und jung zugleich. Die Straßen, die wir hier sehen, gab es vor 150 Jahren noch nicht.
Die Markthalle bietet ein faszinierendes Treiben: in der Fischhalle glänzt es vor grauen Schuppen, der Boden ist nass, in den Auslagen liegen zahllose frische Oktopusse, Schalentiere und natürlich Fisch. Menschen drängeln sich, die Verkäufer preisen lautstark ihre Waren an.
Nebendran beim Fleisch hängen sauber in der Mitte getrennte Lämmer in den Auslagen, auf Hackklötzen sind Schafsköpfe drapiert, Schweinehälfte liegen in den Kühlkästen. Eine Menge über Anatomie lässt sich hier lernen… ich bin fasziniert.
Draußen wiederum sind die Stände, an denen strahlend-frisches Obst und Gemüse ausliegt – und Oliven, Berge von Oliven!
Vielen Häuserwänden sind gewaltige Leinwände: Streetart. Das meiste davon widmet sich den Auswirkungen der Finanzkrise, deren Spuren immer noch zu erkennen sind. „Capitalism Makes Me Mad“. Mir fällt schwer, dem zu widersprechen.
Und doch: Athen ist freundlich. Was vor allem an den Menschen liegt, mit denen wir – viel zu kurz! – sprechen.
An einem milden Abend finden wir uns am Fuß des Lykabettus wieder; einem der Stadtberge Athens. Über leicht bewaldete Wege führen uns unsere Schritte hinauf, immer höher und höher. Ich komme ins Schwitzen. Am Gipfel: ein Café, eine Kapelle und eine umwerfende Aussicht auf diese Stadt: Sanft liegen die Häuser zwischen den Berghängen links und rechts, in der Ferne glitzert das Meer im Licht der untergehenden Sonne. Lichter gehen an, Athen strahlt.
Die Akropolis thront glänzend weiß über dieser Stadt, so wie sie es bereits seit der Zeit der großen Athener Philosophen, Denker, Politiker und der Götter tut: Athene, Zeus, Herakles… Noch einmal tief durchatmen, das alles wirken lassen und versuchen, dieses wunderbare Athen so schnell nicht zu vergessen…
Ein Kommentar zu „Athen ganz freundlich, Teil 2“