Der Regen klopft an die Windschutzscheibe. Grauer Himmel und um uns herum ein weites Grasland, das sich sanft auf und ab bewegt. Vereinzelte, armselige Hütten, Schafe kreuzen unseren Weg. Wir sind im Nichts und gerade unterwegs zu einem der Orte, der in jedem Reiseführer steht.
Die Wolken klaren auf als wir das kleine Eremitenkloster David Gareja erreichen. Die Mauern sind uralt – die Landschaft ist aber das, was mich begeistert: einfach nur Weite. Braun-grün liegen die Hügel da. Die Luft schmeckt, als sei sie ganz neu.
Die Sonne kommt heraus und als wir dem Pfad den Berg hinauf folgen beginnen ich zu schwitzen. Oben ist eine kleine Kapelle, neben der zwei gelangweilte junge Soldaten stehen und rauchen. Wir blicken auf noch mehr Weite. In der Ferne ein See. Sonst nur… nichts. Es ist umwerfend. Hier beginnt Aserbaidschan.
Zum Abendessen machen wir in dem hübschen Örtchen Sighnaghi Halt, in der Ferne strahlt der Kaukasus. 24 Stunden und 365 Tage im Jahr könne man hier heiraten, das Standesamt hätte durchgehend geöffnet. Stadt der Liebe, heißt es in Georgien. Wir verzichten und schauen uns lieber die alte Stadtmauer an. Diese liegt kurioserweise am Rande des Ortes und umfasst einen weiten, leeren Rund. Zeugen der Vergangenheit…
Einen weiteren Zeugen der Vergangenheit besuchen wir an Georgiens Grenze im Süden: Die alte Festung Rabati in Achalziche. Über 800 Jahre ist sie alt. Im 16. Jahrhundert kamen dann die Osmanen, die sich Stück für Stück Georgien einverleiben wollten – bis sie dann von den Russen vertrieben wurden. Das Land war immer Spielball größerer Mächte…
Die Festung verfiel. Mit viel Liebe und vielleicht etwas zu viel Sichtbeton wurde Rabati schließlich in den letzten Jahren wieder aufgebaut. Eine schöne Anlage ist dabei herausgekommen, durch die wir gerne spazieren…
Doch wir müssen weiter…
Unser letztes Ziel: Vardzia. Einst eine gigantische Höhlenklosteranlage, die hunderten von Menschen Schutz bot, selbst vor den hier durchziehenden Mongolen. 1551 fiel dann das Kloster an die Perser, die erstmal den Mönchen zeigten, wer nun der Herr im Lande ist. Kurz darauf kamen die Osmanen. Da war Vardzia schon verlassen.
Wir turnen durch die engen Gänge. Von der einstigen Pracht ist nicht mehr viel übrig. Ich genieße den Blick über das Tal. Es beginnt wieder zu regnen.
Zurück in den Minibus, zurück über lange Landstraßen, durch grüne Täler, Richtung Tiflis. Georgien ist ein Traum. So viel Abwechslung, so viel Geschichte, und welche Zukunft?
Auf der Rückbank sitzend schlafe ich langsam ein…