Der Markusplatz ist ein großer Zirkus: Eine bunt gemischte Menschenmasse, die fröhlich Selfies schießt und dann per WhatsApp an Freunde und Familie von Rosenheim bis Kuala Lumpur verschickt. Seht, ich bin hier! Es gibt WLAN.
Wenn es bloß zwischen den Menschen stets so entspannt vor sich gehen würde…
Vor einem Café spielt eine Kapelle, eine pfälzische Reisegruppe sucht Schatten und eine Russin bittet mich, sie zu fotografieren. Aber gerne doch.
Durch die Gassen irrend gelange ich zu einer der wenigen Brücken, die über den geschäftigen Canal Grande führen. Das Viertel wirkt weniger verwinkelt, ich verirre mich trotzdem. Von Booten tönen die Rufe von Marktschreiern. In Kisten liegen dicke Artischocken, die Venezianer kaufen ein. In einem Straßencafé finde ich einen Platz und bestelle Canneloni mit kräftiger Sahnesauce. Der eiskalte Wein dazu schmeckt ausgezeichnet. Ich beobachte die vorbeiziehenden Menschen; Touristen wie Einheimische…
Das völlige Fehlen von Autos ist wunderbar und extrem angenehm. Der Verkehr tummelt sich auf den Kanälen. Wie entspannt eine Stadt so funktionieren kann. Diese Ruhe genieße ich sehr…
Einfach treiben lassen… Wo ich genau an diesem Tag herumkomme, kann ich nicht sagen: Kanäle, Gassen, Plätze, Menschen. Ein Traum, ein Rausch…
Das Licht wird golden, die Sonne senkt sich über der Lagunenstadt. Ich wähne mich in der Nähe des Bahnhofs. Dort lasse ich mich am Tisch einer Bar direkt am Wasser nieder. Beim Kellner bestelle ich ein letzte Glas Wein für heute. Dazu bringt er Chips, die ich mit vollem Einsatz gegen die Tauben verteidige…
Die Schatten sind jetzt lang, es wird frisch. Um mich herum entspannte Plaudereien auf Italienisch. Die Sonne glitzert in den Gläsern voll Aperol Sprizz. Tief atme ich noch einmal durch… Schon lange war ich nicht mehr so verzaubert. Doch: für heute habe ich genug gesehen… ich nehme den Zug nach Padua.
Arrivederci Venezia…