Mosambik: Endstation Maputo

Maputo ist überraschend sympathisch. Im Schatten baumbestandener Alleen spazieren wir über brüchige Bürgersteige. Die Häuser um uns herum sind ein aufregender Mix aus mediterran, modern, sozialistisch, Beton und im Verfall begriffen. Wie fast überall bauen Banken ihre Glastürme. Mosambiks Hauptstadt wirkt relativ wohlhabend. Auf den Straßen herrscht viel Verkehr mit recht neuen Autos. Selbst gepflegte, grüne Parks finden wir an mehreren Ecken. Kinder spielen auf dem Rasen. Paare und Geschäftsleute sitzen auf Bänken. Hochzeitsgesellschaften lassen sich lachend fotografieren. In den Baumwipfeln sehen wir, etwas versteckt, hunderte von schlafenden Flughunden…

Wohngebiet in Maputo, Mosambik

Flughunde im Park in Maputo, Mosambik

Neugier treibt uns in ein Einkaufszentrum am Hafen. Das erscheint bizarr vertraut mit dem gewohnten Mix aus Geschäften zu Mode, Elektronik, Spielwaren – nur imitieren sie die auf der ganzen Welt gleichen Ketten. Es ist Anfang November und von der Decke hängt etwas traurig und verlassen Weihnachtsdeko.

Die Uferpromenade mit ihren Palmen ist hübsch; überall wuseln Menschen. In der Ferne steht das Gerippe einer neuen, gewaltigen Brücke über den Fluss, der hier ins Meer mündet. Die Chinesen bauen. Unser Weg führt uns einen Hang in die höher gelegenen Stadtviertel hinauf. Unter Akazien sitzen wir dort in einem Café und der Blick schweift über Häuser, Fluss und das glänzende Meer… die Sonne steht tief, das Licht ist golden. Maputo passt hier nicht in die gängigen Afrika-Klischees. Jedenfalls das von der Stadt, was wir sehen.

Was wir nicht sehen: die ausgedehnten Hüttenviertel rund um die Innenstadt, wo die meisten der Einwohner leben. Nur als wir mit dem Bus in Maputo ankommen, bekommen wir aus dem Fenster schauend einen flüchtigen Eindruck davon…

Uferpromenade mit Palmen in Maputo, Mosambik

 

Geführt

Zum ersten Mal auf einer meiner Reisen buche ich einen Stadtführer. Ein kleiner, kaum 20 Jahre alter Mosambikaner erwartet uns. Es ist seine erste offizielle Tour, ein älterer Kollege begleitet ihn noch. Der junge Mann stolpert etwas über sein Englisch. Er führt uns zum imposanten Rathaus, dann hinüber zu der etwas unförmigen Kathedrale der Stadt. Auf dem Platz davor steht eine Bronzestatue von Mosambiks erstem Präsidenten – einem kommunistischen General, wie er im Buche steht. Ein schlechtes Wort verlieren die beiden Männer nicht über ihn. Auch nicht über den blutigen Bürgerkrieg, der das Land zerriss… Spuren dessen finden wir im benachbarten französischen Kulturzentrum: Aus Kalaschnikows, Raketen, Gewehrkugeln und Landminen haben Künstler beeindruckende Skulpturen gefertigt. Welches Leid haben diese Waffen einst gebracht…?

Moderne Architektur in Maputo, Mosambik

Muster in Maputo, Mosambik

Im ersten Stock treffen wir eine bildhübsche, junge Französin. Sie stellt uns das aktuelle Programm des Kulturzentrums vor: eine Diskussionsserie zur urbanen Entwicklung Maputos bis 2030. Ein spannendes Thema, sicherlich, leider nur auf Portugiesisch. Wir bedanken uns bei ihr.

Die Stadtführung entpuppt sich als bedauerlich konventionell. Ein Einblick auf das Leben der Stadt ist sie nicht, die Informationen sicherlich umfangreich, aber auch nicht viel mehr, als was Bücher berichten können. Schade.

Schön ist der alte Bahnhof, ein kleiner kolonialer Prachtbau, hübsch hergerichtet. Dann verabschieden wir uns von unseren Guides.

2016-11-Maputo-16

2016-11-Maputo-18

Am Nachmittag durchstreifen wir gepflegte Straßen mit Wohnhäusern, Botschaften, Schulen… nur an einer Ecke stoßen wir auf einen dieser wuseligen, lebendigen Bus-Bahnhöfe, wo so viel Leben in Afrika stattfindet. Unser Ziel ist der sogenannte Kunstmarkt. Hier gibt es allerlei Afrika-Kitsch unter schattigen Bäumen. Es wäre Zeit für Souvenirs.

Wir können kaum einen Meter gehen, kaum irgendwas nur zwei Sekunden anschauen: „My friend!“ tönt es hier, ein anderer Händler ruft „Amigo!“ – und alle versprechen „Make you good price!“. In nervenraubender Lästigkeit stürzen sich die Männer auf uns. Ätzend. Schnell ist mir das zu viel, ich verliere die Lust. Bringe ich halt keinen geschnitzten Elefanten mit nach Hause. Nicht mein Verlust. Den Händlern mag ich da kaum einen Vorwurf machen – sie scheinen nicht zu verstehen, wie sie mich als Kunden verlieren.

Auf dem Kunstmarkt in Maputo, Mosambik

 

Am Ende

Wir essen zwei Abende in Folge im selben, sympathischen Gartenlokal mit portugiesischer Küche. Der Kellner begrüßt uns am zweiten Abend wie Stammkunden und holt auch ein paar brauchbare Brocken Deutsch hervor. Das Essen ist gut, nur Mojitos mixen können sie nicht.

An unserem Abreisetag gehen wir nochmal hinunter an den Hafen, ich will das Meer ein letztes Mal sehen. In einem Straßencafé frühstücken wir. Dann brechen wir auf. Ein Zufall: zwei der Spanierinnen aus Ilha de Mocambique laufen uns in unserem kleinen Hotel über den Weg. Das Wiedersehen ist kurz, doch fröhlich. it’s a small world after all. 

Dann Taxi zum modernen Flughafen der Stadt. Es ist irrsinnig sauber hier. Man scheint noch großes mit diesem Airport vorzuhaben. Im Moment sind wir aber nur eine Handvoll Reisender. Mit unserem letzten Bargeld bezahlen wir noch ein letztes Bier. Ich schau aufs Flugfeld, der Himmel draußen ist wieder tiefblau.

Hier enden drei Wochen in Afrika: Der glasklare Lake Malawi, die wilde Schönheit des Mulanje Massivs, das Reich der Elefanten in Liwonde, neue Freunde, zeitlose Fahrten über das Land, staubige Grenzstädte in Mosambik, der Zauber von Ilha, der blaue Indische Ozean… Ein Traum. Wir wachen nun wieder auf. In 24 Stunden bin ich zu Hause.

 

 

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