Der strahlende Vollmond taucht den Strand in zartes Licht. Sanfte Wellen umspülen die Knöchel. Daniel und ich laufen am Ufer des riesigen Sees entlang und philosophieren. Über Gott, das Universum, was eben so ansteht. Das warme Bier im Kopf hilft vermutlich. Der Ort hinter uns ist fast völlig dunkel. Stromausfall. Das passiert uns in Malawi täglich. In wenigen Lodges knattern Dieselgeneratoren. Nur dort brennt gelegentlich eine Lampe.
Wir haben es an den See geschafft. Der Weg war anstrengend: Stundenlange Fahrt im Minibus, viel zu eng. Die Beine schmerzten schnell. Das Land war ausgetrocknet. Immer wieder der Geruch von Buschbränden in der Luft. Für die letzten paar Kilometer setzten uns die Malawis auf Motorräder. Schneller als ich begriff waren wir darauf unterwegs. Ich hasse diese Dinger. Wo konnte ich mich bloß festhalten? Ich gebe zu, ich hatte unnötigerweise Angst.
Jetzt sind wir in Cape Maclear, dieser kleinen Touristen-Oase mit angeschlossenen Einheimischen-Dorf. Vor uns 600 Kilometer See…
Als am nächsten Morgen die Sonne aufgeht bin ich 36. Happy Birthday. Die Sonne geht auf und ich schwimme. Es ist ruhig. Auf einem Fischerboot dösen Vögel. Dann Frühstück auf der Terrasse unseres bescheidenen doch hübschen Hotels. Dort leihen wir uns Schnorchel und Flossen, die wir uns unter die Arme klemmen und dann den Strand entlang gehen. Hin zum Otter’s Point, einen kurzen Hügel hinauf mit staubtrockenen Wald. Ein junger Park Ranger kassiert umgerechnet je 8 Euro von uns ab. Hier ist Nationalpark.
Auf monströsen Felsblöcken, jetzt schon warm, legen wir unsere Badetücher aus. Da kommt ein älteres Ehepaar, unüberhörbar aus Österreich, mit einem Guide. Der Herr fragt, ob er hier schwimmen könne. Nackt. Eine Badehose hätte er nicht dabei. So zieht er sich aus. Sein Hintern strahlt wie der Vollmond am Abend zuvor, nur blasser. Ein gleissender Anblick. Ich greife zu Schnorchel, Taucherbrille und Flossen und gehe ebenfalls ans Wasser. Der Fels ist glitschig, vorsichtig gleite ich in den See…
Als kleiner Junge, da hatten meine Eltern im Wohnzimmer ein Aquarium stehen. Mit bunten Fischchen, die vor allem unseren Kater faszinierten. Mit der Taucherbrille blicke ich nun auf eine ähnliche, doch viel größere und noch farbenfrohere Welt. Hunderte Fischchen huschen vorbei, in allen Farben. Ich gleite durch Schwärme, lasse mich treiben. Eine Show.
Als ich auftauche sind die Österreicher weg. Dafür kommt nun eine Gruppe Lehrerinnen aus Zomba, einer Provinzstadt im Süden Malawis. Sie sind auf Betriebsausflug und bestens gelaunt. Sie singen. Ich steh im Wasser und lausche.
Ansonsten tun wir in Cape Maclear nicht viel. Mir ist das ganz recht. Die Wochen vor dieser Reise waren anstrengend, meine Motivation lag auf Tiefpunkt. So genießen wir nun die Sonne und den See. Ich liege in der Hängematte, durch das Geäst über mir huschen Affen. Irgendwann quiekt eine deutsche Touristin vergnügt auf: einer hat ihr einen Pfannkuchen geklaut. Ich schaukle vor mich hin, lese und trinke viel zu viel Cola, Sprite und Fanta. Zeit wird Nebensache.
Abends fällt erneut der Strom aus und wir gehen früh zu Bett. Am nächsten Morgen bin ich dafür um 5 Uhr am See. Da tummeln sich schon dutzende Frauen, Kinder und junge Männer mit Kochgeschirr und Wäsche am Wasser.
Einen Kajak-Trip gönnen wir uns noch, hinüber zur benachbarten Insel. Dicht bewaldet ist die. In den Baumkronen sitzen Seeadler. Der Erste löst noch Staunen aus, der Sechsundzwanzigste dann weniger. Stolz erheben sie sich immer wieder in die Lüfte und gleiten über den See…
Abends sitzen wir in Strandlokalen. Es sind nur wenige Touristen da, was auch die fliegenden Händler („Hello, my friend!“) betrüben muss. Nach drei Tagen kennen wir uns untereinander. Die Küche ist einfach. Wir haben vor, Malawisch zu essen. Doch die meisten Restaurants servieren Burger und Pizza. Nur einmal probieren wir das Nationalgericht Nsima, ein fester Maismehlbrei, der sich durch seine starke Geschmacksneutralität auszeichnet.
Cape Maclear ist Ruhe. Jedenfalls jetzt. Wie es wohl aussehen mag, wenn Südafrika Urlaub macht? Ein lästiger Gedanke. Ich blicke aufs Wasser, lasse mich hier treiben. Der Ort ist schön, wenn vielleicht auch nicht schöner als andere Strandorte. Doch ich finde Frieden.
Nächste Station: das Hochland von Mulanje.
Sehr entspannt – schöne Fotos – bin gespannt, wie es weiter geht…
Danke dir. :)
Geht dann weiter in die Berge!
Hey,
stelle mir den Lake Malawi traumhaft vor und deine Bilder bestätigen dies. :) Bekomme gerade ein bisschen Fernweh….
Liebe Grüße
Was für eine Abenteuer! Ich bin ganz froh, dein Blog gefunden zu haben!
Cool! Danke für deine Nachricht – Abenteuer geht noch ein bisschen weiter. :)