Mitten in der Nacht springe ich aus dem Bett. Es reicht, ich halte es nicht mehr aus, wühle mich aus dem nutzlosen Moskitonetz heraus. Diese verfickten Mücken! Ab ins Bad. Wo ist die Reiseapotheke? Alles mögliche habe ich dabei, bloß kein verflixtes Fenestil. Also eben nur Autan. Eine gewaltige Wolke hüllt mich ein. Wenigstens kühlt auch das ein wenig. Jetzt stinkend trotte ich zurück ins Bett. Dieser saure Geruch wird mich die nächsten drei Wochen nachts häufig begleiten.
Ich bin in Afrika.


36 Stunden vorher
Verzweifelt stehe ich am Flughafen München, einem Zusammenbruch nahe. In wenigen Stunden geht der Flug, doch die Frage bleibt unbeantwortet: Darf ich fliegen?
Bislang konnte mir keiner helfen. Nicht das Online-Reisebüro, nicht die Fluglinie. Auf meinem Ticket steht zwei Mal mein Vorname – der Familienname fehlt. Habe ich den Fehler vor Monaten bei der Buchung gemacht, war’s das Online-Reisebüro? Egal. Jetzt ist es so. Tage vorher habe ich deswegen schon mit Hotlines telefoniert. Alles kein Problem meinte ein junger Mann mit heftigen osteuropäischen Akzent noch gestern.
Aber eben doch Problem. In der Früh bekomme ich die E-Mail, dass eine Namensänderung nicht möglich sei. Ich solle stornieren; fliegen könne ich so nicht. Pech gehabt. Ich raste aus. Nur wenige Stunden bis Abflug. Das Online-Reisebüro erweist sich als erstaunlich unfähig mir zu helfen. Durch das Telefon glaube ich ein Achselzucken zu hören.
Bleibt nur eins: Mit Gepäck mache ich mich auf zum Flughafen. Meine letzte Hoffnung ist, dass sie mir dort irgendwie weiterhelfen können. In der S-Bahn suche ich schon nach Alternativflügen… Die Dame bei der Lufthansa ist wunderbar nett, kann mir aber auch nicht die Lösung präsentieren. Mein Ticket ist von Ethiopian Airlines ausgestellt. Die haben in München keinen Schalter. Sie sucht mir eine Telefonnummer von Ethiopian in Frankfurt raus. Danke.
Ich atme tief durch. Mit zitternden Fingern wähle ich. Ein freundlicher Herr antwortet. Ja, das sei unglücklich, meint er. Eine Notiz hinterlässt er in der Buchung. Verdutzt frage ich: Wie? Darf ich fliegen? Er: ja, sicher. Kein Problem. Ab Wien würde ich dann schon weiter nach Afrika kommen.
Mir bricht fast die Stimme: Wirklich? Ja.
Nur dass mich die Lufthansa bis Wien mitnehme, dass könne er nicht garantieren.
Um mich herum lauter LH-Schalter. Diese Schwierigkeit sollte hoffentlich lösbar sein. Ich bedanke mich herzlich, lege auf. Fast bin ich erleichtert, traue mich allerdings noch nicht. Beim Check-in erkläre ich meine Lage, mit einem Lächeln bekomme ich meinen Boardingpass. Ich darf fliegen.
Emotionales K.O.
Ich trinke ein Bier. Komme zur Ruhe. Bin fertig… mir ist nach weinen.
Der Flug läuft locker. Gemeinsam mit meinem Kumpel Daniel, der etwas später dazu stößt, geht es erst nach Wien. Dort ist abends nicht mehr viel los. Mit Blick auf das Flugfeld sitzen wir in einem Café. Dann Weiterflug nach Addis Abeba. Kurz nach 2 Uhr früh versucht mir eine äthiopische Flugbegleiterin Hühnchen entgegenzustrecken; sie reisst mich aus Tiefschlaf. Vielleicht etwas zu grob weise ich sie zurück.
Um 6 Uhr sind wir in Addis. Viel Trubel auf einem viel zu kleinen Flughafen. Europäer, Amerikaner, Afrikaner, einige Chinesen. Frühstück in einem etwas überforderten Bistro. Dann weiter. Unter uns: braune, rote, fremde Landschaft. Afrika. Ich kann meinen Blick kaum davon losreissen. Aber warum sollte ich auch?
Um 13 Uhr – vierundzwanzig Stunden nachdem ich verzweifelt das Haus verließ – erreichen wir Lilongwe, die Hauptstadt von Malawi.

Ankunft
Die letzte Befürchtung: dass der Grenzbeamte bei meinem Boardingpass stutzig wird. Doch kein Problem. Ich bin da. Und sehr erleichtert. Von dem kleinen Flughafen gibt es keinen öffentlichen Bus, heißt es bei der Touristen-Info. Also doch Taxi in die Stadt, was umgerechnet etwa 30 Euro kostet. Der Fahrer fährt überraschend entspannt. Keiner dieser rasenden Spinner, wie ich sie aus Südeuropa kenne – oder aus Berlin…
Für eine Nacht haben wir uns im sympathischen kleinen Kiboko-Hotel eingebucht. Die Zimmer sind freundlich; ein sehr blonder junger Holländer organisiert Safaris. Dankend lehnen wir ab. Morgen wollen wir weiter zum Lake Malawi.
Etwas ziellos streifen wir durch Lilongwe. Die Stadt wirkt ohne Sinn zusammengewürfelt. Viel zu sehen gibt es nicht. Wir kommen über einen Markt aus lauter Bretterbuden. Ein äußerst motivierter Mann im gelben T-Shirt will uns Kunsthandwerk verkaufen. Irgendwann sind wir ihn los. Ein Stück folgen wir der belebten Hauptstraße, bloß um schnell zu bemerken: Wir haben genug von Lilongwe gesehen…

Eine Stadt, in der ich mich am wohlsten im Hotel fühle. Dort gibt es ein kleines Café im Hinterhof, wo ich ein Glas großartigen Bananen-Saft trinke. Abends gehen wir dann essen. Koreanisch. In Afrika. Kann man machen, ist lecker.
Am Himmel steht der Vollmond, Vögel zwitschern, Grillen zirpen. Es ist warm, schön. Wir sind in Afrika. Willkommen.
Morgen ab an den See. Doch vorher: Mücken.
Mist.
Zahnpasta hilft gegen den Juckreiz. Allerdings muss sie Minze enthalten
Danke … merke ich mir für den nächsten Afrika-Trip!
Am besten Fenistil Hydrocort 0,5 kaufen. Ist noch einen Tick wirksamer… Und von Antibrumm habe ich neulich Sonnenmilch mit Mückenschutz gesehen… ;-)
Vielen Dank für den Tipp! Würde ja gerne nächstes Jahr wieder nach Afrika. Da brauch ich dann sowas wieder. ;)