Wir stürzen in die Tiefe. Mehrmals heute. Viel Geschrei. Und Adrenalin. Dann stellen wir uns gleich wieder an.
In meiner Begleitung habe ich die perfekte Partnerin für Achterbahnen, Karussells und anderen spaßigen Blödsinn gefunden. Gemeinsam besuchen wir heute das Phantasialand.
Die Wagons der Achterbahnen in „Wuze Town“, einer überdachten Zwergen-Stadt, drehen sich um sich selbst. Rückwärts, vorwärts, seitwärts. Wo geht’s lang? Kein Schimmer. Aber ein Riesenspaß, wir lachen.
Zwischen und über den Gassen eines afrikanischen Dorfes saust die „Black Mamba“. Da hängen wir in den Sitzen, werfen uns durch Dschungeltäler, haben keinen Boden unter den Füßen. Den Felswänden kommen wir ganz nah. Das Herz rast. Danach trinken wir eine Cola. Im Hintergrund die Klänge von Buschtrommeln, Vögeln, Löwen, Affen (vom Band) und achterbahnfahrenden Parkbesuchern (echt).
Im Turm der hochragenden Ritterburg „Mystery Castle“ werden wir bis unters Dach gezogen, um dann schreiend hinabzufallen. Irgendwie soll das böse Geister vertreiben, erzählt uns ein zerzauster Wissenschaftler in der Warteschlange. Glauben wir ihm das mal. Schließlich drehen wir noch eine Runde auf der wild gewordenen Eisenbahn des „Colorado Adventures“ – die von außen trügerisch harmlos wirkt. Adrenalin, Zucker, mehr!
Auf was wir verzichten: „Talocan“. Hab ich vor ein paar Jahren gemacht, muss nicht nochmal sein, denke ich mir. Das Setting ist epochal – ein gewaltiger Azteken-Tempel. Flammen schießen in die Höhe. Die Besucher purzeln durch die Gegend.
Dafür gehen wir jetzt erstmal essen. Auf Freizeitpark Fast Food verspüren wir nur wenig Lust. Selbst das nett aussehende mexikanische Lokal entpuppt sich als Burger-Schuppen.
Nein, danke.
Lieber gehen wir richtig essen, setzen uns an einen Tisch, lassen und bedienen. Selbst wenn das eine Spur teurer sein mag als in der nahen Kölner Innenstadt. Dafür ist’s hier hübscher. In „Chinatown“ nehmen wir auf der Veranda eines eleganten chinesischen Pavillons Platz. Der Service ist schnell, freundlich, aufmerksam – wie so ziemlich alle Phantasialand-Angestellten, die wir an dem Tag treffen. Mein Essen entpuppt sich als sehr lecker und fein gewürzt, das meiner Begleiterin bleibt leider etwas fad. Wir essen und schauen dabei über den hübschen Platz mit seinen rot-goldenen Pagoden-Bauten.
Zum Verdauen fahren wir Geisterbahn durch Chinas Unterwelt. Hier blitzt das alte Phantasialand auf. So wie ich es kannte, als ich mit meinen Eltern in den 80ern zum ersten Mal hier war. Die Bahn ist nett, doch mit der Raffinesse der neueren Fahrgeschäfte kann sie nicht mithalten.
Wie zum Beispiel mit der „Maus au Chocolat“: Im kaiserlichen Berlin geht die spaßige Fahrt durch eine Konditorei. Mit Spritztüten gegen eine Mauseplage, berlinerisch kommentiert von einem Kammerjäger. Witzig. Daneben lädt das „Hotel Tartüff“ zum Besuch ein – im Prinzip nicht mehr wie eines der vielen Fun-Häuser, die ihr und ich vom Volksfest kennen. Das Phantasialand hebt jedoch die Galerie von Spiegelkabinett, schrägen Wänden, wackligen Böden und Labyrinthen auf ein viel höheres, irres Level. Am Ende darf ich 35-Jähriger Mann eine lange Rutsche runterrutschen. Toll.
Schließlich wird’s nass. Zum einen auf der Rafting-Tour „River Quest“, durch eine alte Burg-Ruine. Fairnesshalber warnt der Park deutlich und auf rheinländische Art vor den Wassermassen. So sitzen wir im Boot, Wellen schwappen über uns nieder und uns gegenüber quietscht eine junge Holländerin mit üppigen Dekolletee als sie pitschnass wird. Sie lacht. Wir auch.
Für mich völlig neu: „Chiapas“, die mexikanische Wildwasserbahn. Auch diese Fahrt macht irre Spaß. Was auch daran liegen mag, dass sich das Phantasialand angenehm un-ernst nimmst. Schnell hat die Bahn bei uns den Namen „Maya Disco“ weg. Aus gutem Grund. Was ich jedoch hier nicht verraten mag.
Wir haben Spaß, und fahren gleich zwei Mal.
Der Tag ist lang, unsere Köpfe drehen sich. Positive Reizüberflutung. Pause. Neben „Chiapas“ gibt es eine hübsche Tapas Bar, deren Speisekarte sich auch gut liest. Ich trinke einen Rotwein, genieße die Atmosphäre. Atme durch.
Das ist der Moment, der mir wohl von diesem Tag am längsten im Gedächtnis bleiben wird. Ich bin in einer anderen Welt. Gemeinsam mit einer guten Freundin. Ich bin glücklich und ein kleines, grinsendes Kind. Der detailverliebten Fantasie gebe ich mich voll hin. Ich liebe diese Ort.
Es ist spät geworden. Wir holen uns noch ein Eis und schlendern entspannt gen Ausgang…
Was noch zu sehen wäre…
Mir war ja bewusst, dass die neueste Wunderwelt des Phantasialandes erst in diesem Sommer öffnen würde. Ich dachte, ich könne das ganz gut verkraften. Kommt man eben irgendwann wieder. Doch das, was es über die dezent gestalteten Bauzäune zu sehen gab, wirkt zu phänomenal, um nicht mit ein bisschen zu bedauern, zu früh dran zu sein: Klugheim – ein Dorf in starker Wikinger-Optik, gelegen zwischen tiefschwarzen Basalt-Felsen, umschlungen von zwei irre aussehenden Achterbahnen. Ich will wiederkommen!
Wo:
Das Phantasialand liegt in Brühl, direkt zwischen Köln und Bonn. Anfahrt einfach über die Autobahn oder mit der Regionalbahn bis Brühl – von dort aus gibt’s einen Shuttle-Bus direkt zum Park.
Wie viel:
Erwachsene zahlen für einen Tag in der Sommersaison 45 Euro, Kinder 29 Euro. Da kommt schnell eine beachtliche Summe zusammen – doch: es lohnt sich! Oft gibt es übrigens Sonderaktionen. Wir können mit unseren Tickets jedenfalls im Herbst nochmal kommen, wenn wir wollen (und wenn es mich nochmal in die Ecke Rheinland verschlagen würde – was es leider nicht tut).
Was wir verpasst haben:
Zahlreiche Shows. Auf uns klangen die jetzt etwas arg cheesy. Aber es locken Zauberer, Varieté-Künstler, Eiskunstläufer, BMX-Stuntfahrer und viele mehr.
…und dann haben wir natürlich Klugheim verpasst. Wird uns beim nächsten Mal nicht passieren. :)
Werden wir wieder kommen:
JA!
Wurde ich für diesen Artikel bezahlt:
Blöde Frage. Nein. Der Eintritt ging auf meine Kreditkarte, das Essen auf die meiner charmanten, hübschen, glücklich vergebenen Begleitung.
Mehr Infos (natürlich):
Oh ich liebe das Phantasialand, obwohl Freizeitparks eigentlich gar nicht mein Ding sind. Aber hier ist man wirklich in einer anderen Welt, einfach toll gemacht! Habe ja lange in Köln gewohnt und da sind wir öfters auch in der Nebensaison (Winter) hingegangen. Da war zwar nicht alles im Betrieb, aber es gab günstigere Preise und kein langes anstehen. Ich denke auch gerne an die eher unspektakulären Attraktionen, wie das „schiefe Haus“ – einfach faszinierend – zurück. Danke für diese Reise in meine Vergangenheit! Viele Grüße von Andrea
Hallo Andrea,
Danke für deinen Kommentar. :) Mir geht’s da ähnlich wie dir: das Unspektakuläre ist oft so richtig schön charmant… Ich tauche in solchen Parks auch am liebsten einfach in die Atmosphäre des Ortes ein – und das geht im PHL eben richtig, richtig gut.
Schöne Grüße,
Tobias
mich erinnert es an die Kindheit. An die Anfänge vom Phantasialand. Viele der alten Fahrgeschäfte mußte den neuen Attraktionen weichen. Trotzdem wieder mal was darüber zu lesen.
lg Bernd
Hallo,
ich war als Jugendliche einmal im Phantasialand, kann mich aber noch gut erinnern, dass es ein Highlight war! Ansonsten bin ich immer 2 x im Jahr auf die Frankfurter Dippemesse gegangen. Da ich aber seit langem in Nordhessen wohne, ist auch das leider viel weniger geworden. In unserer Region habe ich mit meinen Kindern vor vielen Jahren den Fort Fun Park besucht, der gerade für jüngere Kinder sehr schön ist. Ist aber alles kein Vergleich zum Phantasialand. Solche Fahrgeschäfte findet man eben nicht überall :-) Ich wünsche Dir viel Spaß beim nächsten Besuch.
LG
Iris
Ich hab das jetzt so durchgelesen und bin echt fasziniert, dass es Menschen gibt, die zwischendrin a) noch an Essen denken und b) dann am Ende entspannt nach Hause gehen :D
Warum sollte man nicht an Essen denken Ilona?
Und Adrenalin kann doch auch Entspannung sein, oder etwa nicht?
Was verwundert es dich?