San Francisco – eine Schönheit

Januar 2013. Frühlingshafte Luft weht über die Bucht von San Francisco. Warm prickelt sie auf meiner Hut. Eine Wohltat nach den eiskalten Tagen in Las Vegas. Sandra und ich stehen an den Piers. Links in der Ferne erhebt sich die Golden Gate Bridge vor grauem Himmel. Alcatraz liegt uns gegenüber. Möwen schreien. Ein Angler beschwert sich lautstark über den Seelöwen, der ihm gerade den Köder geklaut hat. Im sicherlich kalten Wasser sehe ich Badekappen auf- und abtauchen. Schwimmer, die hier stoisch und vielleicht etwas stolz ihre Härte beweisen. Ich bin beeindruckt.

Dieser Hafen muss einst so voller Geschäftigkeit gebrummt haben. Alte Schiffe liegen nun hier als Museumsstücke, darunter ein U-Boot. Drumherum Touristen. Und der ein oder andere Einheimische dieser betörend schönen Stadt.

Museumsschiff im alten Hafen von San Francisco

Wir nahmen die Cable Car, um heute früh hierher zu gelangen. Unser sympathisch-altmodisches Hotel liegt an der Powell Street, direkt auf der anderen Seite der Linie. Bis spät in die Nacht bimmeln die Bahnen und tragen zum herrlichen Klang San Franciscos bei.

Auf der Fahrt ist neben Sandra noch ein Sitzplatz frei. Doch lass ich es mir nicht nehmen: ich klammere mich wie ein kleiner Junge / Äffchen an die Haltestange fest und bleibe auf dem Trittbrett stehen; fühle mich spitzbübisch verwegen. Das so etwas noch erlaubt ist! Auf und ab geht es über die Straßen. Eine der besten Achterbahnfahrten meines Lebens. Mein Grinsen könnte nicht breiter sein.

In den alten Backsteinbauten am Hafen hat sich Ghiradelli Chocolates niedergelassen. In jedem der drei(!) Souvenirshops wartet eine fröhlich-lächelnde Angestellte direkt am Eingang auf uns und bietet aus einem großen Bastkorb Kostproben der überraschend guten Schokolade an.

Wir spazieren weiter zur Fisherman’s Wharf, zusammen mit anderen Touristen. In den Auslagen vor den zahlreichen Fischlokalen stapeln sich die frisch gefangenen Krabben. Ich staune. An den Souvenirläden vorbei, kommen wir zu den Seelöwen, die sich hier gleich am Pier eine große Kolonie aufgebaut haben – sehr zur Freude der Besucher, und damit der Geschäftsleute.

Krabben vor den Lokalen der Fisherman's Wharf

Am Abend lassen wir uns vom hiesigen Busnetz verwirren, schaffen es aber dennoch zur Fillmore Street, wo wir in einem der vielen Cafés landen, die wirklich die Bezeichnung „sympathisch“ verdienen. Ich bestelle Couscous und kalifornischen Weißwein. Man lässt uns in Ruhe essen, was für die USA sowas von überraschend ist. Es geht europäisch-relaxt zu. Am Nachbartisch spielen vier Amerikaner „Siedler von Catan“.

 

Die Brücke.

Am nächsten Morgen reisst der Himmel auf. Wieder vertrauen wir auf den Bus, und haben Glück: wie gewünscht zuckelt er nach Westen und dann über dieses Wunderwerk – die Golden Gate Bridge.

Auf der anderen Seite der Bucht steigen wir aus. San Francisco liegt wie ein Teppich vor uns. Mit großer Genugtuung spazieren wir über diese Brücke: rechts die unbegreifliche Weite des Pazifiks im Morgenlicht. Links eine der schönsten Städte der Welt.

Golden Gate Bridge

Narrisch tief unter uns erstreckt sich milchig-blaues Wasser. Da! Es bewegt sich was! Ein Seelöwe! Ein Delfin! Und noch viel mehr davon! Auf der Jagd nach Fisch werden sie wohl sein, wie Sandra und ich mutmaßen.

Dieser Spaziergang ist wie eine Trance; ein Erlebnis, das wir nicht vergessen. Einer der großartigsten Reise-Momente. Allen Klischees zum Trotz.

Nur eine hüfthohe Brüstung trennt uns vom Schritt ins Nichts. Immer wieder kommen wir an Last-Minute-Telefonen vorbei. Seelsorge. Wie viel Erfahrung war wohl nötig, bis man diese Telefone anbrachte?

Wie viele Menschen rufen von ihnen aus an?

Notfalltelefon auf der Golden Gate Bridge

Nach etwa einer Stunde erreichen wir das andere Ufer der Buch, eine weitere Stunde mit atemberaubender Aussicht braucht es bis zum Presidio. Am Palace of Fine Arts, dieser gigantischen rot-rosanen Tempelanlage trennen wir uns: Sandra will zum Golden Gate Park mit seinem japanischen Garten. Und ich will das Presidio erkunden.

Noch vor wenigen Jahren war dies eine Kaserne, jetzt siedeln hier Galerien, Start-ups und Menschen mit dickem Bankkonto. Hier begegne ich Yoda, der vor dem Eingang von Lucasfilm wacht – die Heimat von Star Wars. Nicht weit weg davon liegt das Walt Disney Family Museum, welches sich dem Leben des Mannes widmet. Ein berauschend-gute Ausstellung, die auch Kritisches nicht völlig ausblendet – und berechtigte Hochachtung vor der Schöpfung des Mannes Disney vermittelt. Ich lass mich verzaubern, wie so gerne.

Der Palace of Fine Arts in San Francisco

Yoda vor dem Sitz von Lucasfilm in San Francisco

Als nächstes nehme ich wieder den Bus. Auf seiner Fahrtzielanzeige steht „Munich“…

Ich fahre bis zum Alamo Square, bewundere dort die hübschen Holzhäuser. Ich schlendere weiter durch die Straßen und komme so zur Castro Street, Keimzelle von San Franciscos bekannter Schwulen-Szene. Ich laufe an Sex-Shops und netten Cafés vorbei. Auf dem Bürgersteig steht eine große Gruppe an Männern, einige von ihnen mit arg kleinen Hunden. Das scheint wohl der beliebteste Szene-Treffpunkt der Straße zu sein. Es ist ein Starbucks.

Die Straßenbahn, die ich nun nehme, ist ein wunderbar altes Gefährt, das San Francisco vor dem Ausrangieren in anderen US-Städten rettete. Meine Tram fuhr einst in Indianapolis.

Um 18 Uhr sehe ich Sandra im Hotel wieder. Wir gehen ein letztes Mal essen. Um fünf in der Früh klingelt der Wecker, die Heimreise steht an.

Die hübschen Häuser des Alamo Squares vor der Skyline San Franciscos

 

Rückflug / Epilog

Unter mir nun diese endlose Landmasse namens Amerika. Wehmütig denke ich an das schillernde Los Angeles, das hohle Las Vegas und an das umwerfend schöne San Francisco zurück. Ich hatte zu wenig Zeit für Kalifornien. Es ist ein wunderbares Land, da an der Westküste der USA. So voller Extreme, grandioser Natur, faszinierender Städte und Menschen.

Irgendwann: ich will zurück.

 

 

4 Kommentare zu „San Francisco – eine Schönheit

  1. Hej Tobias
    Ein schöner und bildhafer Artikel über eine dieser Städte, die ich unbedingt mal auf der Reise durch dir Westküste besuchen möchte. Die Sache mit den Telefonen hat mich etwas erstaunt, hat aber absolut seine Daseinsberechtigung.
    Ich hoffe, bald noch ein bisschen mehr von USA zu sehen. Bis jetzt mussten nur das geile New York und das wunderschöne und wunderbare Hawaii dran glaube. :)
    Viele Grüsse, Igor

    1. Danke dir! :)
      Mit Hawaii hast du mir ein Traumziel voraus.

      Was mich bei der Brücke und den Telefonen noch mehr überrascht hat: wie leicht es dort ist, einen Satz über das Geländer zu machen…

      Wünsche dir ein schönes Wochenende!

  2. Hab deinen Blog eben über Twitter gefunden und als absoluter USA Fan landete ich ziemlich schnell auf deinem Artikel über San Francisco. Wir waren letztes Jahr auch für ein paar Tage in dieser wunderschönen Stadt. An den Spaziergang über die Golden Gate Bridge denke ich sehr gerne zurück. Auch wir haben Seelöwen gesehen und genossen die Brücke, genauso wie ihr, in vollen Zügen :)
    Ich wünsche dir einen schönen Abend,
    lieben Gruß
    Saskia

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