Donner grollt, tiefe Schatten kriechen aus den Ecken. Ehrfürchtig stehe ich vor dem Elefant, der ganz ruhig bleibt. Wie auch alle anderen Tiere: Giraffen, Eisbären, Gnus, Füchse, Zebras, Löwen und Vögel in allen Größen. Sie sind ausgestopft, und ich besuche die Grande Galerie de l’Evolution in Paris.
Das Gewitter zieht vorbei, warmes Licht erfüllt den gewaltigen Saal, durch den nun Tierlaute hallen. Die Installation ist so perfekt, dass sie mir zuerst kaum auffällt. Die Galerie ist eine der Sammlungen des Musée national d’Histoire naturelle, das im alten Botanischen Garten – dem Jardin des Plantes – der französischen Hauptstadt zu finden ist. Ich bin am Morgen gemütlich in einer guten halben Stunde von der Bastille hierher spaziert. Als ich die Seine überquere, blicke ich direkt auf Notre Dame.
Zum Komplex gehört noch ein kleiner Zoo, die mineralogische Sammlung, ein botanisches Museum sowie die Galeries d’Anatomicomparée et de Paléontologie – die ich mir für ein andermal aufhebe. Ich betrete lieber die Grande Galerie de l’Evolution und finde mich gleich unter Wasser wieder, neben einigen Schulklassen. Fische, Delfine, Seevögel und sogar das Skelett eines gewaltigen Walfischs sehe ich hier.
In der Etage darüber eröffnet sich mir die Größe des Museums: ein gewaltiger Saal, gestützt von gusseisernen Säulen, mehrere Stockwerke hoch. Ganz nahe komme ich an die zahlreichen Tierpräparate heran. Ihr Marsch erinnert an die Eröffnungsszene aus „König der Löwen“.
Das Museum überrascht mich: Es ist spannend inszeniert – und so unmittelbar stehe ich sonst kaum neben einem Löwen oder einer Hyäne. In einem Nebensaal begrüßen mich die Gebeine eines Dodos. Hier sehe ich Tiere, die es nicht mehr länger gibt. Ausgerottet von uns, die doch sonst so schöne Museen bauen.
Ja, natürlich, skeptisch darf jeder sein, ob das denn nun in Ordnung sei, lauter ausgestopfte Viecher auszustellen. Nun, tot sind sie eh. Kinder springen herum. Viel gibt’s hier zu lernen. Den Bauplan der Natur. Und vielleicht, ja vielleicht, nehme ich und alle die anderen Besucher den Eindruck mit, wie schön diese Kreaturen alle sind: die Haut des Elefanten, das Fell des Löwen, das Gefieder des Flamingos, der Flügel eines Schmetterlings… In der Hoffnung, dass nicht noch mehr von ihnen in den Saal der ausgestorbenen Arten einziehen müssen.
Ein bisschen Info
Die Grande Galerie de l’Evolution ist ein wirklich sehenswertes Museum in Paris, von denen es ja sehr viele gibt, für das Ihr gut 2-4 Stunden einplanen dürft. Zu empfehlen war auch die Sonderausstellung, die während meines Besuchs zu sehen war: Menschenaffen – ihre Lebensräume, ihre Entwicklung und ihre Verwandtschaft zu uns.
Der Eintritt kostet 12,- Euro. Für „Kinder“ von 4 bis 26 Jahren(!) nur 10,- Euro. Und alles darunter kommt gratis rein.
Weitere Infos (auf Französisch): www.grandegaleriedelevolution.fr
Danke für den Artikel! Das merke ich mir mal vor für meinen Besuch in Paris nächste Woche.
Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende- Ulrike
Ich bin da mal durch Zufall reingestolpert – und war total fasziniert. Wann hat man schon mal das beeindruckende Erlebnis so nah an einem exotischen Tier zu stehen und zu empfinden wie groß und majestätisch die wirklich sind. Zusammen mit den Erinnerungen an Zoobesuche und Tier-Dokumentationen am TV vervollständigt sich so das Bild über die Tiere…
Natürlich soll man jetzt nicht Tiere töten und sie in großer Zahl ausstopfen und ausstellen, damit wir uns danebenstellen können – aber die in der Grande Gallerie stehen nun schon mal da und so sollte man sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen diese und die weitere total interessante Ausstellung dort zu besuchen.