Wir fliegen durch Münchens Nachthimmel, vorbei an Sternenbildern. Da: Der Große Bär, der Kleine Bär, der Löwe. Und dort: Orion, der Jäger, klar zu erkennen an seinem strahlenden Gürtel. Der Mond nimmt ab und wieder zu. Wir rasen zum Firmament der Südhalbkugel, wo Alpha Centauri, unser nächster Nachbar, funkelt. Nach 30 Minuten endet die Vorstellung, ich erhebe mich aus dem verführerisch bequemen Sessel des Planetariums.
Das Deutsche Museum in München: Seit Jahren war ich nicht mehr hier. Zu Schulzeiten ging gefühlt jeder dritte Ausflug hierhin. Nun, da ich in dieser schönen Stadt lebe, spaziere ich oft an diesem wuchtigen Bau mitten in der Isar vorbei. Nur rein gehe ich so selten. Heute habe ich Besuch, Touristenprogramm, da ist das anderes. Und ich staune.
Drinnen, in einem Labyrinth aus Sälen, verstecken sich technische Schätze. Vieles ist so verblüffend alltäglich – wie Glas, Keramik, Papier. Wie viele Dinge nehmen wir heute als so selbstverständlich hin? Dabei steckt jede Menge Genialität dahinter.


Unter Strom
Im Erdgeschoss blitzt und knallt es. Vor allem knallt es. Die Starkstromvorführung ist laut, sehr laut. Vor 30 Jahren habe ich vermutlich zum ersten Mal gesehen, wie ein Museumsmitarbeiter sich in die silberne Kugel setzt, die dann mehrere Meter über dem Boden unter Strom gesetzt wird. Seltsam – als kleiner Junge fand ich dies weitaus beeindruckender…


Manches ist in diesem Museum angestaubt, keine Frage. Wie ein Dinosaurier kommt das Deutsche Museum manchmal daher. An vielen erklärenden Tafeln blättert die Farbe ab. Seit Jahrzehnten scheint an der ein und der anderen Ausstellung nichts mehr gemacht worden zu sein. Eine Schande – die nur deutlicher zu erkennen ist durch das Moderne, das immer wieder in diesem Koloss von Museum zu sehen ist:
Aktuell widmet sich das Deutsche Museum dem Anthropozän, dem Zeitalter des Menschen. Hier verbringe ich viel Zeit, das Thema fasziniert mich. Da bauen wir riesige Städte, ernähren Milliarden mit geschickt gezüchteten Pflanzenarten, erschaffen Kunst und Technik, formen das Land mit Feldern und Dämmen. Selbst jeder Hund ist eine Schöpfung des Menschen. Ob das alles nun Gut oder Schlecht sein mag, dies beantwortet die Ausstellung gekonnt nicht. Wohl ist es weder noch, es ist einfach eine Tatsache, mit der wir umzugehen haben… Eine Welt, die wir geschaffen haben.



Draußen dämmert es. Bald schließt das Museum. Und dabei haben wir so viel noch gar nicht gesehen: Wir waren nicht bei der Physik, den Musikinstrumenten, der Bergbauwelt. Die Halle mit den Flugzeugen, an die ich mich noch so gut aus Kindertagen erinnere, wird renoviert. Wie das ganze Haus mit all seinen Ausstellungen in den nächsten Jahren Stück für Stück erneuert werden soll.
Das heißt: ich muss zurückkehren und mehr und Neues entdecken in dieser großartigen Sammlung technischen Wissens und menschlichen Genies…
Ein bisschen Info
- Das Deutsche Museum ist bis auf wenige Feiertage täglich von 9 bis 17 Uhr geöffnet.
- Die Eintrittskarte kostet 11,- Euro, das lohnenswerte Planetarium nochmal 2,- Euro extra. Außerdem gibt es Kombi- und Familientickets.
- Anfahrt: Bloß nicht mit dem Auto!! Lieber mit der S-Bahn (alle Linien) bis Isartor oder mit der Tram 16 direkt bis zur Haltestelle Deutsches Museum.