Es regnet in Bamberg. An der Schönheit der oberfränkischen Stadt ändert das nichts. Doch ich ärgere mich – das Wetter ist ekelhaft für meine Kamera. Ob der Weihnachtsmann mir noch schnell einen Regenschutz vorbeibringen kann? Nur eine Woche ist es jetzt bis Heiligabend.
Wir streifen durch die Straßen und mittelalterlichen Gassen Bambergs. Alles so hübsch hier: Die barocken Bürgerhäuser, die Fachwerkhäuschen entlang des Flusses, die imposante Bischofsresidenz. Auf den allermeisten Gebäuden liegt die Last von Jahrhunderten. Besonders schön sehen wir das vom bischöflichen Rosengarten aus: Hoch über den Dächern der Stadt sehen wir, wie possierlichen krumm und schief diese sind.
Bamberg blieb verschont von Zerstörung, Verwüstung und der wahnsinnigen Idee einer autogerechten Stadt. Dafür schmückte die katholische Kirche die Stadt mit Gotteshäusern und Klöstern. Und wie sogenannte fromme Männer dem Klischee nach sind, gibt es zahlreiche Brauereien: Sieben Stück brauen in Bamberg – einer Stadt mit 70.000 Einwohnern.
Der Regen treibt uns in eines dieser Brauhäuser. Der Bau ist jahrhundertealt und fühlt sich auch so an. Wir finden einen Platz in einer tiefgemütlichen Wirtsstube: Ein Kachelofen bollert, die Tische sind aus dunklem Holz, ein gekonnt-geschmückter Adventskranz hängt von der Decke. Die Bedienung, die uns fasst vergisst, kann die Nähe zum Ostern der Republik nicht verhehlen. Dafür sprechen die zwei Männer und die zwei Frauen neben uns tiefstes Fränkisch.
Bekannt ist Bamberg für sein Rauchbier. Wir bestellen zwei Gläser, die der massige, junge Schankkellner aus einem kleinen Holzfass zapft. Der erste vorsichtige Schluck ist gewöhnungsbedürftig; beim zweiten erhellt sich mein Gesicht: Als hätte Bier und mein Lieblingsschinken ein Kind auf die Welt gesetzt, so schmeckt das dunkle Märzen. Süffig – fast zu süffig – rinnt es die Kehle herunter.
Nach einer zweiten Runde sind wir bester Laune. Wir gehen wieder hinaus auf die verregneten Straßen der Stadt. Es ist gerade mal halb fünf und schon stockdunkle Nacht. Die Fußgängerzone ist belebt, aus den vielen Geschäften dringt Licht. Am Marktplatz streifen wir über den Weihnachtsmarkt, der überraschend uncharmant ist. Kaum passend zu der Romantik Bambergs.
Doch nach Glühwein steht uns eh weniger der Sinn. Lieber noch ein Bier! Also wieder Gasthaus, wieder mit einer kleinen, gemütlichen Stube – und wieder mit einem Kachelofen, der dem Lokal auch seinen Namen gibt. Hatten wir nicht gerade erst Mittag? Egal. Zum Bier gibt es Brautwürste und feines Sauerkraut. Den Tisch teilen wir mit einem älteren Ehepaar aus Bonn.
Sehr satt blicken wir auf die Uhr: In einer halben Stunde geht der Zug zurück nach München. Knapp vier Stunden Fahrt, einmal quer durch das dunkle Bayern. In Nürnberg steigen wir um, ich lese. Gegen 22:30 Uhr sind wir zurück, der Münchner Hauptbahnhof wirkt jetzt noch viel mehr nach Großstadt, was ich so leicht vergesse. Schon kommt die U-Bahn, zwanzig Minuten später bin ich zu Hause.
Bamberg? Gerne wieder! Ohne Regen. Im Sommer. Und mit der Kamera.
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