Tour de France II – Arles, Bordeaux und La Rochelle

Zwei Wochen im Juni. Einmal quer durch Frankreich. In Teil 1 beschrieb ich Straßburg und Lyon, nun reise ich weiter gen Süden und Atlantik …

 

Arles

Van Gogh war hier. Ich kann ihn verstehen. Arles ist ein hübsches kleines Städtchen. Hier bin ich plötzlich wieder im Süden. Die Luft, das Licht, die sanfte Wärme auf meiner Haut. Wäsche hängt vor den Fenstern zu trocknen. Es riecht nach Kräutern, und Katzen liegen faul auf den vom Tage aufgewärmten Pflastersteinen.

Arles ist uralt. Der gut erhaltene Rund der römischen Arena erhebt sich mitten in der Stadt. Wie ein UFO, aus längst vergessenen Zeiten hier gelandet. Stierkämpfe soll es hier heute noch geben, verrät man mir. Doch nicht an diesen Tagen, an denen ich Arles besuche.

Die oberste Bogen-Reihe der römischen Arena von Arles - darüber dicke, weiße Wolkenberge

Ein Platz in Arles: links ein Kirchenportal, in der Mitte ein Obelisk; goldenes Abendlicht

Auf dem, was vor 2.000 Jahren das römische Forum der Stadt war, stehen heute die Tische zahlreicher Bistros. An einem nehme ich Platz. Esse am ersten Abend Croque Monsieur mit herrlich frischem Salat, und am zweiten Abend ein Rindsragout von Bullen aus der Camargue. Dazu trinke ich eisgekühlten Rosé und betrachte die Menschen. Das Café neben dem, das ich mir ausgesucht habe, malte einst der gute Vincent. Café de la Nuit. Viel scheint sich seit seinen Tagen an dieser Stelle nicht verändert zu haben. Kreditkarten akzeptiert man hier heute. Doch sonst?

Arles ist schön, romantisch, faul, zeitlos. Der Gedanke kommt mir in den Sinn, mich eines Tages im hohen Alter hier in der Provence niederzulassen. Einer der vielen Alten zu werden, die ihre Zeit an den Tischen der Bistros verbringen, aus ihren verkniffenen Augen die Welt beobachtend. Es ist warm hier, behaglich, ruhig. Ich denke da weiter. In 20, in 30 Jahren. Vielleicht.

Blick auf das heutige Café de la Nuit in Arles, das mit einem Nachdruck von Van Goghs bekanntem Gemälde wirbt

Ein gold-gebratener Croque Monsieur und Salat

 

Bordeaux

Welch Eleganz! … die ich jedoch erst bemerke, nachdem es mir gelungen ist eine öffentliche Toilette zu finden. Wie eine volle Blase doch den Blick für Schönes verstellt.
Jetzt kann ich Bordeaux genießen!

Mir fällt es mittlerweile schwer zu sagen, wo es mir am besten gefallen hat: Frankreichs Städte sind bislang alle schön. Savoir vivre, gewusst wie. Auch hier. Bordeaux ist ordentlich an schnurgeraden Straßen mit Häusern aus gold-weißem Sandstein errichtet. Es ist warm, und Menschen drängen sich zwischen den vielen Geschäften der Innenstadt. Neben Kaufhäusern und Gallerien finden sich kleine Schätze: absurde Boutiquen, hübsche Cafés und Bistros.

Schnurgerade stehen Platanen mit hellgrünen Laub auf diesem Platz in Bordeaux

Die Spitze der Siegessäule in Bordeaux zeigt einen Engel - dahinter Himmel und Wolken

Kleine Tische für das Kulinarik-Festival - eingedeckt, in den Gläsern stecken rote und gelbe Servietten

Auf einem der Plätze, nahe der Oper, findet ein Kulinarik-Festival statt. Dutzende Lokale haben Bars und kleine Wirtsgärten eingerichtet. Auf den am Nachmittag noch unbesetzten Tischen sind bunte Servietten und Weingläser hergerichtet.

Einen Nachmittag verbringe ich in dieser eleganten Stadt; am Abend geht es weiter nach Arcachon, einem nahen Seebad am Atlantik. So sehr mir Bordeaux nun auch gefällt: auf dem Weg zwischen Bahnhof und Innenstadt sehe ich viel Armut. Wie auch in Straßburg, wie auch später in Paris. Auf den stolzen Straßen und Plätzen betteln Obdachlose. Mir ist im Angesicht diesen Elends übel.

Die Hauptstraße von Bordeaux, voller Menschen (keine Autos) - mit Blick auf das Triumphtor am Ende

 

La Rochelle

Die weiße Stadt wird La Rochelle genannt. Die alten Häuser strahlen hell. Ich spaziere durch die jahrhundertealten Arkaden-Gänge, ruhe mich etwas in dem kleinen hübschen Botanischen Garten aus. Die Sonne steht wunderbar tief und ich beobachte die spielenden Kinder. Es ist Mitte Juni, und die Tage sind lang und sorglos.

Der Hafen dieses Städtchens war einst der wichtigste Frankreichs. Montréal hat hier seine Wurzeln; französische Siedler brachen von hier in die neue Welt auf. Ich blicke auf die zwei schneeweißen Wachtürme, die das alte Hafenbecken schützen. Heute liegen hier hunderte von Segelbooten. Drumherum Cafés, Bars, Restaurants. Schnell wird es schattig. Vom Atlantik weht ein frischer, kraftvoller Wind. Mir ist das erste Mal auf dieser Reise kalt.

Im alten Hafen von La Rochelle liegen hunderte Segeljachten - im Hintergrund die alten, steinernen Wachtürme an der Hafeneinfahrt

Weiße Häuserfassade mit blauen Fensterläden in La Rochelle

Blauer Himmel und rechts ein kleiner, rot-weiß-gestreifter Leuchtturm am Hafen von La Rochelle

Auch La Rochelle begeistert mich. Entspannt geht es hier zu, ich sehe viele lachende Gesichter. Die schöne Altstadt, daneben ein hübsches modernes Viertel, direkt am Hafen. Hinter den Wohnhäusern sind saubere Werkstätten und Lagerhallen, wo an Boote und Yachten gearbeitet wird.

Bald geht es für mich weiter nach Paris. Frankreich ist so schön, viel zu vieles habe ich noch nicht gesehen. Ich hab noch viel vor.

 

Fortsetzung folgt

 

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