Ganz unwillkürlich kommt mir dieser Gedanke: Ich bin im Urlaub.
So unwillkürlich, dass ich ihn vor mich hin murmle.
Ich bin in Straßburg. Alles neue Eindrücke, und doch vertraut. Ich bin zurück in Frankreich. Was ich sehe, was ich rieche, schmecke, höre. Ich bin im Urlaub.
Gleichzeitig bin ich auf Reisen. Morgen geht es weiter in den Süden.
Eine Reise, zum Abschalten. Ein Urlaub, um auf andere Gedanken zu kommen.
Wo ist der Unterschied?
Ich atme tief durch. Ich bin am Fluss, an der Isar, 20 Minuten von meiner Wohnung entfernt. Dort tanke ich Sonne.
Ich schwitze. Meter für Meter kämpfe ich mich hoch. Der Gipfel? Eigentlich nicht weit, ich werde ihn erreichen, doch im Moment pumpt mein Herz ohne Unterlass. Meine Gedanken laufen in alle Richtungen. Bis der Stress, der auf mir lastet, verschwunden scheint. Ich bin in den Bergen.
Ich liege am Strand, erkunde eine fremde Stadt, sitze in Paris an einem Bistro-Tisch auf dem Bürgersteig, trinke Wein, schreibe diesen Text, und bin im Urlaub.
Oder: mit einem Buch, auf dem Balkon, neben mir ein Krug eiskalte Limonade. Wassertropfen hängen am Glas. Im Hof spielen Kinder. Auch hier bin ich im Urlaub, für diesen Moment.
Es ist 4:15 Uhr. Die erste U-Bahn. Ich bin auf Reisen, muss zum Flughafen. Im Anzug und mit Laptop-Tasche. Meeting. Heute Abend dann Flug zurück. Ich gähne, bin müde.
Ich reise, mit der Bahn heute. Eine Familienfeier steht an, zwei Tage Hotel Mama. Urlaub? Ja, irgendwie. Oder?
Auf Reisen. Ich blicke aus dem Fenster meines Zuges. Elsass, Burgund, die Rhone, langsam wird es Süden. Die Sonne brennt auf’s Land. Ich kann mich nicht satt sehen. Kleine Dörfer, geschichtsträchtige Städte, mächtige Kathedralen und Burgen, Weinberge, Felder, Wälder – sie ziehen an mir vorbei. Ich bin im Urlaub. Morgen wandere ich, und werde im Mittelmeer baden.
Ich bin im Urlaub.
Reisen: Eine Tätigkeit. Ein Muss. Eine Plage. Ein Abenteuer. Spannend. Ich bin aktiv.
Urlaub: ein state of mind, Kopfsache – oder: Kopf-leer-Sache.
Es gibt da noch ein schönes deutsches Wort: “Urlaubsreise”.
Dieser Beitrag entstand im Rahmen der Blogparade von My-Road.de „Urlaub machen und Reisen – Ein Unterschied?“. Eine ganze Reihe Blogger beschäftigen sich hierbei mit dieser spannenden Frage und beantworten diese interessant-unterschiedlich. Lesenswert!
Sehr interessanter Beitrag, Tobias :)
Dadurch, dass du einen sehr künstlerischen Schreibstil verwendet hast, hat mich dein Artikel zum Nachdenken angeregt. Bereits während ich las.
Schön, dass du bei Francis‘ Blogparade mitgemacht hast :)
LG Etienne
Danke dir Etienne! :D
Das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Sicher. Aber ich möchte weder das eine noch das andere besser stellen oder etwas verdammen. Und häufig gehört das eine ja zum anderen.
Wie eben Tag und Nacht.
Hallo Tobias,
toll geschriebener Beitrag! Finde ich klasse, weil du mich damit super an deinen Gemütszuständen teilhaben lässt. Vielen Dank für deine Teilnahme an unserer Blogparade!
Beste Grüße,
Francis
Danke schön :D
& Grüße zurück!
Toller Artikel, dem ich nur zustimmen kann, auch wenn die ein- oder andere Nuance bei mir etwas anders liegt, denn ich bemühe mich, dass immer auch der Weg das Ziel ist, d.h. die Reise selbst schon Urlaub. Klappt aber natürlich nicht immer ;-)
Grundsätzlich sollte einen schon die Planung mi Freude erfüllen. Wenn die Planung, das Packen, die Organisation, der letzte arbeitstag Stress ist, dann beginnt mE der Urlaub nicht postivi. der Körper benötigt mehr Zeit um sich auf die Erlebnisse einzustellen.