Recht wohl fühlen kann ich mich in Doha nicht. Steril und unwirklich, beengend und auch kalt wirkt die Hauptstadt des Emirats Katar auf mich. Von Sklavenarbeit im Namen des Fußballs ist dabei jetzt, im November 2011, noch keine Rede. Noch ist es zu früh dafür.
Inder, Filipinos, Nepali und Afrikaner wässern die grellgrünen Rasenflächen, schenken Kaffee aus, putzen. Europäer und Amerikaner sehen wir joggen und Araber nur in den Shopping Malls.
Lars, mein Reisekumpel, und ich sind auf der Rückreise aus Indien. Einen Tag Aufenthalt gibt es in Katar, bewusst so gelegt. Vom Flughafen laufen wir an breiten Straßen entlang in die Stadt. Es ist nicht weit. Der Himmel ist heute bewölkt und später grau in dieser Stadt zwischen Wüste und Meer.
An der Corniche, der halbmondförmigen Uferpromenade, wandert der Blick hinüber auf Hochhäuser. Yachten und arabische Boote aus Holz liegen davor. Überall Bauarbeiten, Staub liegt in der Luft. Altes wird hemmungslos abgerissen, Neues hingeklotzt. Katar erfindet sich neu – ob das gefällt?
In der Hoffnung auf das alte Doha folgen wir der Beschilderung zu einem Souk. Es ist eine Mall. Recht neu, in Freizeitpark-Optik auf alt getrimmt. Alles ist sauber, Putzkräfte mit brauner Hautfarbe wischen, fegen und sammeln Müll auf. In den Geschäften des Basars wird nicht gefeilscht, wie ich lerne. Der ausgezeichnete Preis ist zu zahlen. Ich kaufe Pfeffer und Gewürznelken.
Zu Mittag sitzen wir auf einer Terrasse vor dem “Café Brussels”. Wir essen Pizza. Die Straße ist ein Shopping-Village in Tausenundeinernacht-Konsumromantik.
Da fängt es an zu regnen. In Katar, in der Wüste. Hektisch gehen Schirme auf. Aus den Lautsprechern des Cafés dringen Smooth Jazz Klänge. Es ist surreal.
Kleine Mädchen springen fröhlich durch das vom Himmel fallende Nass, legen ihre Köpfe in den Nacken, öffnen weit ihre Münder, und fangen den Regen auf.
Mir ist kalt in Katar.
Auf einer kleinen, künstlichen Insel an der Corniche liegt das Museum of Islamic Art.
Das Gebäude mit seinem angenehm kühlen, eleganten Inneren kann ehrlich beeindrucken. Die Ausstellung ist spannend, die Kunstwerke aus einer Welt zwischen Granada und Indonesien sind wunderschön.
Beschämt stelle ich fest, wie sehr mir der Bezug zu diesem reichen kulturellen Schatz fehlt. Doch die Schönheit der Ausstellungsstücke erfreut mich Unwissenden auch so.
Es gibt kostenlos WLAN. Natürlich.
Zu guter Letzt bringt der städtische Bus uns hinüber zu den Hochhäusern. Wir besuchen ein weiteres Einkaufszentrum. Dieses Mal ohne arabischen Schnickschnack. Stattdessen westliche Beliebigkeit, Starbucks, BoConcept, Zara, eine Hello Kitty Boutique. Dazwischen Gebetsräume und über das Durchsagesystem der Mall erschallt der Ruf eines Muezzin.
Im Food Court dann doch etwas lokale Exotik: neben Burger King und Subway entscheiden wir uns für “Kudu Burger”, laut Eigenwerbung Saudi-Arabiens erfolgreichste Fast Food Kette.
Mit dem Taxi geht es zurück zum Airport. Wir sind mit Doha durch.
Mir blieb hier kalt. Nicht nur wegen des Regens.
Ich verspüre keinen Drang, nach Katar zurückkehren zu wollen.
Bin gerade auf dein Blog gestoßen. Spannend. Und schöner Artikel! :)
Danke dir! :)
Schöner Bericht! Auch der Flughafen ist einer der ungemütlichsten, die ich erlebt habe…
Schöner Bericht, er spiegelt ungefähr das wieder, was wir in Qatar empfunden haben.
Wir waren 5 Tage dort und bekamen doch den ein oder anderen Blick hinter die Kulissen.
Es war …. nicht schön.
Und den Regen? Den hatten wir auch, selbst mitten in der Wüste!
http://www.elly-unterwegs.de/2016/03/10/doha-qatar-2015/