Als Erstes erkenne ich einen der beiden hässlichen Hunde wieder.
Vom Hund geht mein Blick ein Bein und einen Oberkörper entlang nach oben, zu seinem Herrchen und zu seinem Frauchen. Es is das deutsche Paar – beide etwa Mitte 30 – das zwei Tage zuvor neben mir am Kap Kamenjak in der Sonne lag. Nun glotzen wir drei (fünf, mit den zwei Hunden) auf die selbe Kirche.
Er, der in Badehose bekleidet angelte, sie, mit dem weitflächig tätowierten Rücken – und die zwei blöde dreinblickende Bullterrier, von denen doch tatsächlich einer Schnappi zu heißen scheint.
Am Morgen nahm ich den Bus von Pula in das hübsche Städtchen Rovinj. Schmucke Häuschen, kleine verschlungene Gassen und bereits erwähnte Kirche, die auf dem höchsten Punkt des Ortes thront. Es ist nett hier. Ein verdient beliebtes Titelmotiv für Kroatien-Reiseführer.
Mit dem Wetter habe ich doch noch Glück. In der Nacht hatte es böse gewittert. Der Himmel ist heute grau, die Sonne hat Mühe sich zu zeigen, es tropft vereinzelt ganz leicht.
Und dennoch wundere ich mich über die nicht wenigen Touristen, die sich hier in reichlich sommerlicher Garderobe durch die Sträßchen schieben.
Als der Regen zunimmt setze ich mich unter den Schirm eines Cafés am Hafenbecken, trinke Espresso, gefolgt von Tonic Water. Mein Blick liegt auf Fischer- und kleinen Segelbooten und der malerischen Altstadt dahinter.
Rovinj ist eine Perle der Adria, kein Zweifel. Ein starker venezianischer Einfluss. So steht es im Marco Polo.
Mit vollem Recht wird der Ort von Touristen überrannt. Ich bin ja auch hier.
Die Gassen und Plätze sind vollgestopft mit Lokalen und Läden, die Souvenir-Nippes verkaufen.
Rovinj hat daher eine seltsam unrealistische Patina. Wo sind die Einheimischen? Was passiert, wenn in wenigen Wochen, nach dem Ende dieser Sommersaison, fast alle Besucher verschwunden sind?
Diesen Gedanken zum Trotz: es ist wirklich hübsch hier. Ich spaziere am Hafen vorbei (an einem Fenster stehend kläfft ein kleiner Hund), dann weiter durch die sich windenden Gassen, esse am Meer sitzend ein fürchterliches Sandwich und trinke ein Bier.
Im Heimatmuseum, das alte Rathaus des Ortes, sind Salvador Dalis Illustrationen zu Dantes “Göttlicher Komödie” zu sehen. Ich dränge mich durch die kleinen Räume vor den noch kleineren Zeichnungen. Zusammen mit Italienern, Spaniern, Schweizern, Briten, Holländern, Skandinaviern, noch ein paar Deutschen und einer Handvoll Japanern.
TripAdvisor empfiehlt mir in der Nähe eine istrische Osteria, die ich auch tatsächlich finde. Ich bestelle eine umwerfend gute Minestrone und Tagliatelle mit Trüffel, der hier in Istrien besonders prächtig gedeihen soll. Geschmacklich bleibt die Offenbarung allerdings aus. Noch Stunden später muss ich aufstoßen.
Die Wolken verziehen sich. Der Himmel wird rot. Ich gehe zurück zum Busbahnhof.
Ein Eis, das gönne ich mir zum Schluss noch. “Eine Kugel Schokolade-Orange und eine Kugel Cheesecake, bitte.” Danke. Grazie.
Mit dem Bus geht es zurück nach Pula.
Gerade bin ich in deinen Blog hineingestolpert, gefällt mit total gut und ich werde noch weiter stöbern… Bei dem Artikel über Rovinj musste ich herzlich lachen, denn das Foto von den Trüffeln kam mir so bekannt vor, könnte aus meinem Artikel sein: https://anwolf.wordpress.com/2015/09/22/trueffelhunde/ :-).Wir haben das Hinterland von Rovinj erkundet und auch die „leckeren“ Trüffel gegessen.
Ich bin übrigens ein Kroatien-, insbesondere Rovinj-Fan, allerdings NUR in der Nebensaison, zur Hauptreisezeit: unerträglich…
Liebe Grüße von Andrea
Hey Andrea,
Danke dir – ja, das Foto sieht verdächtig ähnlich aus :D.
Ich les dann mal bei dir in Kroatien rein. War ja nur eine sehr kurze Woche. Eher also reing’schmeckt. Bin da für jede Inspiration für den nächsten Trip dankbar. :)
Gruß aus MUC,
Tobias