Indien: Von Maharadschas, Kiffen und dem King of Bollywood

Mysore ist angenehm, mit Parks, breiten Alleen, viel Grün drumherum. Mir gefällt’s. Was ich nicht so einfach über jede indische Stadt sagen kann, die wir besucht haben.

Wir schlafen in einem Hotel unweit des Busbahnhofs. Ein englischer Backpacker hatte es uns empfohlen.
Vom Gang her ist es hier lauter als von der Straße her, was eine beachtliche Leistung darstellt. Ab früh morgens um 6 brüllt sich eine Großfamilie gegenseitig nieder. Zu viel für meine Oropax.

Das Prachtstück der Stadt ist der Maharadschapalast. Eine seltsam-funktionierende Mischung aus indischem Prunk und englisch-edwardianischem Herrenhaus. Mit Audio Guide bewaffnet durchstreifen wir die Säle des Palastes. Vermutlich sind wir die einzigen, die sich an den “Fotografieren verboten”-Hinweis halten. Um uns herum knipsen fröhliche Touristen mit ihren Handys Bilder.

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Vor dem Palast heftet sich ein junger Mann an unsere Versen und parliert im besten Englisch über Mysore. Den “Spice Market” sollten wir unbedingt besuchen, meint er. Immer und immer wieder spricht er davon. Von einem “Spice Market” stand nichts im Lonely Planet. 
Ob wir nicht gerne was zu rauchen hätten, fügt er schließlich hinzu. Denn Kiffen sei in Mysore legal.

… Was nicht der Fall ist. Denn das stand im Lonely Planet. Und auch anderswo Neben dem netten Hinweis auf eine streng ausgelegte Gesetzgebung in dieser Hinsicht. Kurz an indische Gefängnisse denkend, lehnen wir dankend ab.

Dafür streifen wir dann über den richtigen Basar: Obst, Gemüse, Gewürze, Farben. Ein Spektakel.

Wie so häufig fragt man uns, woher wir sein. Auf unsere Aussage “Germany” folgt meist ein Lächeln und Namen wie FC Bayern, Michael Ballack, Hitler … doch in Mysore begegnet man uns freudig mit “Nina Hagen!”…
Auf manches sind wir einfach nicht vorbereitetet …

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Abends schleift mich Lars ins Kino. Die Rickscha-Fahrt dahin quer durch die Stadt erweist sich als rasant. Vor dem Kino steht eine Menschenmasse, die schnell eingelassen wird. Der Kinosaal ist einfach, doch mit Beginn des Films bemerken wir das gestochenscharfe Bild und den erstklassigen Klang. Dann: Applaus!
Der Held erscheint, das Publikum ist begeistert. Shah Rukh Khan, Indiens Top-Schauspieler, “King of Bollywood”. Der Film ist in Hindi, doch das stört nicht. Die Handlung ist so dünn, die Musical-Nummern so opulent und die Explosionen so zahlreich, dass wir leicht folgen können.
Und die Zuschauer sind so offenherzig begeistert dabei …

Der nächste Morgen: wir gehen in den städtischen Zoo, einst die Menagerie des Maharadschas.
Wir werden über einen Rundweg geführt, kommen an Tigern, Affen, indischen und afrikanischen Elefanten und dem einzigen Gorilla Indiens vorbei. Das Tier sieht so einsam aus … Um uns herum wuseln Kindergartenkinder, alle adrett in rosa Uniformen gekleidet.

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Wir wollen weiter, warten auf den Bus, und lassen uns verblüffen: der Bus ist brandneu, sauber, mit elektronischer Anzeige – und Steckdosen an den Sitzplätzen. Die Münchner Verkehrsgesellschaft zu Hause kann da nicht mithalten.

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Der Bus bringt uns auf den Mysore überragenden Chamundi Hill. 
Benannt ist dieser nach einer kämpferischen Göttin, die einst auf der Ebene, auf der heute Mysore liegt, das Heer eines Dämonen besiegt habe.
Auf dem Hügel tummeln sich heute Gläubige, Touristen und Affen. 
Tausende Treppenstufen führen hinunter in die Stadt, vorbei an dem Standbild einer aus dem Fels gehauenen Kuh.

Als wir die Straßen erreichen dämmert es. Wir laufen durch die ruhigen Gassen – und stoßen plötzlich auf Lichter. Ganze Häuserzeilen sind erleuchtet, es wird gefeiert.
Wir gelangen zu einem gewaltigen Tor, dahinter ist eine Art Messe: mit Zelten, in denen Handwerkserzeugnisse präsentiert werden, Fressständen, Kirmes-Fahrgeschäften, Musik, und so viel Leben.

Mysore mit all seinen irrwitzigen Eindrücken bleibt mir in guter Erinnerung.

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–November 2011–

Zu Indien, Teil 1: Ankommen
Zu Indien, Teil 2: Und der Regen fiel
Zu Indien, Teil 3: Mit Bus nach Süden
Zu Indien, Teil 4: An der Spitze
Zu Indien, Teil 5: Der Tuk-Tuk Fahrer am Wasserfall
Zu Indien, Teil 6: Fremd in der Tempel-Welt von Madurai
Zu Indien, Teil 7: Kälte, Münchner und Karusellfahrten

2 Kommentare zu „Indien: Von Maharadschas, Kiffen und dem King of Bollywood

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