Raus aus Hamburg. Die Alster zieht links und rechts vorbei. Halt in Altona.
Es folgt flaches, weites Land.
Ich fahre Bahn, was ich ganz gerne tu. Der InterCity kommt aus dem hier fernen Österreich und geht bis Westerland, Sylt. Ich will in Husum raus.
Es berlinert gar heftig in meinem Wagen. Eine Gruppe Frauen, um die 50, schätze ich, wobei ich mit schätzen so leicht daneben liege. Sie trinken Rotkäppchensekt aus kleinen Fläschchen. Dementsprechend steigt ihre Urlaubslaune, und der berlinerische Geräuschpegel.
Mein Blick fällt auf ein junges Mädchen. Sie kann noch keine 18 sein. Doch was meinte ich gerade über das Schätzen…?
Ich möchte nicht starren, denn das tut man nicht. Doch komme ich nicht umhin, sie genauer zu betrachten.
Das Mädchen trägt Sandalen mit zarten, dünnen Lederstriemchen. Ihre Zehennägel sind in sanftem Rosa lackiert, ihr Gesicht ist gekonnt geschminkt. Auf den leeren Sitzplätz links neben sich hat sie eine teuer aussehende Handtasche gestellt. Irgendeine dieser Marken, mit denen Leute viel zu deutlich zu zeigen versuchen, dass sie über irgendwelches Geld verfügen. Sie hätte es doch gar nicht nötig.
Sie hört Musik. Und sie schaut aus dem Fenster hinaus.
Ich nun auch. Braune Kühe ziehen vorbei. Reetgedeckte Bauernhöfe. Laubwälder. Kanäle und Felder.
Alles ist so flach.
(Mai 2014)