Die Glocke hat einen Sprung. Schulkinder haben sich davor gedrängelt, sie kreischen, machen Fotos, verschwinden. Nun stehen wir alleine davor. Wie überraschend ruhig es doch sein kann.
Dabei ist dieses Stück doch ein Wahrzeichen von Freiheit! Von Demokratie! Von Menschenrechten! Auch wenn sich das Verständnis dieser drei seit dem letzten Läuten dieser Glocke geändert haben mag.
Philadelphia ist Geburtsort der Vereinigten Staaten. Hier unterzeichnete eine Gruppe von gar nicht mal so dummen Männern (sorry, keine Frauen!) 1776 ihre Unabhängigkeitserklärung. Sie lösten sich von der englischen Krone und gaben sich ab sofort das Selbstbestimmungsrecht der Völker als Mission Statement. Auch so eine Sache, die noch heute zu Interpretationen einlädt.
Doch lassen wir das Schwelgen in historischen Details. Was in Philadelphia vollbracht wurde, ist wirklich und ohne jegliche Ironie erstaunlich und ein Meilenstein in der Geschichte der Freiheit, die wir heute so selbstverständlich genießen.
Hinter dieser Glocke, der “Liberty Bell”, steht die Liberty Hall, wo Unabhängigkeitserklärung von den damals 13 Kolonien / Staaten unterzeichnet wurden. Unweit dessen liegt, sehr bescheiden, neben einem un-schmucken Parkhaus, Benjamin Franklin gemeinsam mit Gattin begraben. Und ein paar Straßenblocks weiter hat, aus welchen bizarr-charmanten Gründen auch immer, eine kleine Wohngasse aus Kolonialzeiten überlebt. Touristen drängen sich in ihr. Irgendjemand soll auch noch in den Häusern wohnen, behauptet jedenfalls der französisch-sprechende Fremdenführer, der neben uns seine Gruppe bespaßt.
Das Verfassungsmuseum sparen wir uns. Wortwörtlich. 16 Dollar will man als Eintritt.
Stattdessen amüsieren wir uns im Gift Shop des Museums über die wunderbar-kitschige Palette an Produkten, von denen Ben Franklin lächelt. Ein wohl toller Mann.
Ich entscheide mich, schweren Herzens, gegen die Kaffeetasse.
Warum bringe ich sonst auch immer Kaffeetassen von meinen Reisen mit?
Ich trinke nicht mal Kaffee.
Nicht häufig, jedenfalls.